Essen. Über Hilfen für Asylbewerber und deren Schicksale diskutierte der WAZ-Leserbeirat in der Redaktion. Weiteres Thema: Müll an Straßen und am See.
Mit den Flüchtlingen kommt Weltpolitik in den Stadtteilen an. Daher ist das aktuelle Thema eines, das die WAZ-Leserbeiräte stark beschäftigt und berührt.
Bei aller Kritik, die die engagierten Essener an ihrer Stadt in puncto fehlende Sauberkeit oder jüngste Skandale bei den Stadttöchtern äußern (Heike Schwarzer: „die kann man nicht oft genug anprangern“): Sie erkennen an, „dass die Organisation der Unterkünfte die Stadt vor Riesenprobleme stellt“, sagt Thomas Kemper. Und so bleibe der Kommune derzeit kaum etwas anderes übrig, als die Zeltstädte aufzubauen.
Lob gibt es bei der Flüchtlingsdebatte für den zuständigen Dezernenten Peter Renzel: „Er geht offen und offensiv mit den Fakten und Herausforderungen um“, findet nicht nur Peter Konrad. Eine Ehrlichkeit, die sie bei den städtischen Akteuren, wie etwa im OB-Wahlkampf, vermissen. Es fehle an Visionen und Dynamik sowie an Personen, die für ihre Stadt vor Ideen und Begeisterung sprühten. Stattdessen würden Probleme umschifft. So drohten etwa Themen wie Willy-Brandt-Platz zur unendlichen Geschichte zu werden, sagt Erwin Ott, der darauf drängt, dass Probleme wie kaputte Straßen („die Moltkestraße zwischen Elisabeth-Krankenhaus und Steeler Straße ist eine Katastrophe“) endlich angepackt werden.
Was die Leserbeiräte ebenso umtreibt, ist die Sauberkeit in der Stadt – oder vielmehr: „Zustände wie auf einer Müllkippe“, formuliert Erwin Ott. Als Thomas Kemper kürzlich um die Perle der Stadt, den Baldeneysee, radelte, „da habe ich mich geschämt wie verlottert es mitunter aussieht“, beschreibt er, während Karin Behler auf mehr Mülleimer in Holsterhausen und deren regelmäßige Leerung hofft.
Auch für das Miteinander mit den Flüchtlingen haben die Leserbeiräte Wünsche und Vorschläge. „Mehr Projekte wären schön, um die Menschen zu integrieren“, sagt Rita Vößing. Man müsse Bürgern, die helfen wollen, mehr Möglichkeiten aufzeigen. Fußballer haben bereits eine gefunden: den Sport, wie zuletzt in Stoppenberg, wo sie mit Flüchtlingen kicken. „Ich wünsche mir öfter diese positiven Beispiele“, sagt Elisabeth Gerber. Flüchtlinge sollten mehr selbst zu Wort kommen und schildern wie sie ihre Situation hier erleben, sagt Ulrich Veltgens. Mehr Persönliches und auch die Schicksale, mit denen die Menschen in Essen stranden, möchten die Leserbeiräte gern erfahren, um zu erkennen wie man sinnvoll helfen kann: „Wir müssen dichter ran“, findet er.
Patenschaften halten sie alle für eine gute Idee, die jedoch unter das Dach einer Organisation gestellt werden müssten, damit die Helfer geschult und auf ihre Aufgaben mit den oft traumatisierten Menschen vorbereitet würden. „Es müssen aber auch noch viele Berührungsängste abgebaut werden“, sagt Rita Vößing.