Essen. Die Evag schätzt die Zahl der Kunden, die 2014 ohne Ticket unterwegs waren, auf 2,9 Millionen. Ab August wird Schwarzfahren in Essen teurer.

Wer sich beim Schwarzfahren erwischen lässt, muss von Samstag an noch tiefer in die Tasche greifen: Die Essener Verkehrs- AG (Evag) erhöht zum 1. August das ohnehin erhöhte Beförderungsentgelt von jetzt 40 auf 60 Euro. Damit setzt die Evag eine vom Bundesverkehrsministerium beschlossene Erhöhung um – die erste seit zwölf Jahren.

Viele Verkehrsbetriebe hatten seit längerem darauf gedrungen, da die 40 Euro keine ausreichend abschreckende Wirkung mehr erzielten. „Ich persönlich hätte mir vorstellen können, es noch teurer zu machen“, sagt Evag-Sprecher Nils Hoffmann dazu. „Aber 60 Euro ist schon ein ordentliches Pfund.“

Die Evag hofft, dass nun mehr Schwarzfahrer ein Ticket kaufen. Ermuntern will sie dazu mit einer Info-Kampagne, die ab Samstag auf die neuen Spielregeln aufmerksam macht: in Netzwerken wie Facebook und Twitter sowie auf 17 Info-Screens, die in fünf U-Bahnhöfen hängen. Allein im Hauptbahnhof erreiche man täglich 70.000 Evag-Kunden. Die lesen auf den Leinwänden dann: „Schwarzfahren kommt Sie jetzt noch teurer zu stehen“ oder „Schwarzfahren erzeugt riesige Einnahmeverluste für unsere Stadt“.

80 Kontrolleure leisteten 45.000 Dienststunden im letzten Jahr

Im Jahr 2014 mussten in Essen 41.301 Evag-Fahrgäste 40 Euro bezahlen, weil sie ohne Ticket erwischt wurden. Die Evag schätzt die Zahl derjenigen, die tatsächlich ohne Fahrschein unterwegs waren, sogar auf 2,9 Millionen. Das entspräche einer Quote von 2,53 Prozent – und einem Schaden in Höhe von 5,7 Millionen Euro.

Dieser stolzen Summe stehen lediglich 900.000 Euro gegenüber, die man 2014 über das erhöhte Beförderungsentgelt erzielte. Das decke nur die Personalkosten für die Kontrolleure. Im Via-Verkehrsverbund sind 80 Kontrolleure unterwegs, die in Essen im vergangenen Jahr 45.000 Dienststunden leisteten: In dieser Zeit haben sie 1,63 Millionen Fahrgäste kontrolliert. Diese Zahl relativiert sich indes, wenn man weiß, dass die Evag im Jahr 2014 insgesamt 122 Millionen Fahrgäste transportierte.

Monatsticket wird zur "Resozialisierung" angeboten

Wenn 60 Euro fürs Schwarzfahren fällig werden und die Zahl der Ertappten etwa gleich bleibt, kann die Evag mit Mehreinnahmen von um die 500.000 Euro im Jahr rechnen. Keine Riesensumme. Hilfreicher wäre es, wenn die Zahl der ehrlichen Fahrgäste deutlich steigt. „Wir erhoffen uns durch die 60 Euro schon eine positive Wirkung“, sagt Nils Hoffmann.

Seit dem Jahr 2000 bietet die Evag eine rasche Resozialisierung unter dem Motto „Heute Schwarzfahrer... morgen Kunde!“ Wer ertappt wird, kann statt der 40 – und nun 60 – Euro ein Monatsticket lösen. Immerhin 1200-mal wird das Angebot jährlich genutzt. „Als wir damit anfingen, waren wir bundesweit die Einzigen und ernteten auch Kritik, weil es ja schließlich eine Straftat ist“, erinnert sich Hoffmann. Inzwischen fragten regelmäßig andere Verkehrsbetriebe an, die Essens Beispiel folgen wollen.