Essen. Raumpflegerin trifft Kaiserin: Sigi Domkes neues Stück über „Hanni“ kommt im Theater Freudenhaus heraus. Außerdem erscheint sein erster Gedichtband.

Alles ist im Fluss. Auch bei Sigi Domke. „Veränderungsprozesse sind mein großes Thema“, sagt er. Das war schon bei seinem Ruhrgebietsklassiker „Freunde der italienischen Oper“ so. Und er könnte die Reihe seiner Komödien endlos fortsetzen, in denen nichts bleibt, wie es war. Nicht nur in dieser Hinsicht war der 58-Jährige in der letzten Zeit äußerst produktiv: Vier Stücke, ein Gedichtband und Knebel-Texte für die Emschergenossenschaft kommen ab August heraus. „Eine intensive Arbeit, aber sehr unterschiedlich von der Art und dem Thema her und immer mit einer Prise Humor“, erzählt der Autor, der sich zuweilen über sich selbst wundert: „Es ist schon erstaunlich, welchen Themen man Komik abgewinnen kann.“

Ein Solo, das er für die Schauspielerin Corinna Nilson („Die Pätschworks II“) geschrieben hat, wartet nun bereits seit zwei Jahren auf eine Bühne. Nach dem Erfolg von „Ich bin nicht in Italien“ und bei geringen Produktionskosten hat das Theater Freudenhaus erneut zugegriffen. „Ich freue mich darüber. Der leidige Streit um die Aufführungsrechte der ,Oper’ ist gegessen und das Haus liegt mir sehr am Herzen“, so Domke über die weitere Zusammenarbeit, die im nächsten Jahr fortgesetzt wird. Schließlich hat seine Karriere als Komödienschreiber dort begonnen.

Von Frank Sinatra bis Helene Fischer

Die Premieren

Im Theater Freudenhaus in Steele hat die Solo-Komödie „Hanni - Schicksalsjahre einer Putzfrau“ mit Corinna Nilson am 14. August Premiere. Karten unter: 85 132 30.

Im RevuePalast in Herten präsentiert Conférencier Jeanny ihren eigenen Liederabend mit umgedichteten Schlagern von Sigi Domke: „Man(n) kann auch anders“ heißt er und ist ab 18. September zu sehen. Karten:
02325/ 588 999.

Im Mondpalast in Wanne-Eickel: „Ein kleiner Engel 2. Klasse“ ab 29. Oktober. Karten: 02325/ 588 999.

In der Kaue in Gelsenkirchen: „Klavecks- der letzte Emscherläufer“ ab 6. November. Karten:
0209/ 490131.

Domkes erster Gedichtband erscheint voraussichtlich im September unter dem Titel „Erster Kuss und dritte Zähne“ im Verlag Henselowsky/ Boschmann.

Nun wird unter seiner Regie an der Westfalenstraße „Hanni - Schicksalsjahre einer Putzfrau“ geprobt. Zwei verschiedene Frauencharaktere aus verschiedenen Zeiten prallen dabei aufeinander. Einerseits ist da Hanni aus dem Hier und Jetzt, die mit ihrem Schicksal als schlecht verdienende Reinigungskraft im Theater und privatem Stress hadert. „Sie tut jedoch nichts dagegen, bis zu der unwahrscheinlichen Begegnung mit Kaiserin Agrippina, die vor 2000 Jahren in Köln geboren wurde, eine enorme Karriere machte und dafür über Leichen ging. Nicht unbedingt ein Vorbild, aber sie löst eine Wende aus“, merkt Sigi Domke zu seiner Gesellschaftskomödie mit den absurden Zügen an.

Weiteres folgt im Monatstakt an verschiedenen Örtlichkeiten: Sein Liederabend „Jeanny - Man(n) kann auch anders“ ist für den blonden Travestiekünstler gedacht, der im RevuePalast sonst Shows moderiert. Nun singt er seine mit Hingabe umgetexteten Gassenhauer von Frank Sinatras „Something Stupid“ bis zum Hit von Helene Fischer. Für das neue Mondpalast-Stück ließ er sich vom Weihnachtsdauerbrenner „Ist das Leben nicht schön?“ inspirieren. Allerdings stellt die Märchenkomödie „Ein kleiner Engel 2. Klasse“ den Engel in den Mittelpunkt, der sich seit Jahren abarbeitet und nicht aufsteigt.

Lyrik für jede Gelegenheit

Nicht zuletzt beleuchtet Sigi Domke in der Kaue mit „Klavecks - der letzte Emscherläufer“ einen Menschen und einen Beruf im Wandel. „Man erfährt etwas über die Person und über die Renaturierung der Emscher“, erklärt Domke, der selbst dieser ernsten Geschichte Witz entlockt. Nicht zu vergessen: sein erster Gedichtband. Der Spaß an der Lyrik für jedermann und jede Gelegenheit hat ihn sogar nachts aus dem Bett gescheucht: „Erster Kuss und dritte Zähne“, so der Titel des Reimdebüts.

Dieser Mut, die Kraft, die Initiative seiner Protagonisten, etwas Neues anzupacken, steckt natürlich auch in ihm. Das Arbeiterkind, das einst aus Pommern ins Ruhrgebiet kam, hatte ein Studium angestrebt und brach es ab für ein Künstlerdasein. „Das war schon ein Schritt“, sagt der Autor, Regisseur und Musiker. „Ich habe versucht, mich auf Veränderungen einzulassen. Jetzt bin ich quasi Heimatdichter geworden, früher habe ich in punkigen Bands gespielt. Wenn dat nich mit Veränderung zu tun hat, weiß ich et auch nich.“