Essen. Mythos oder kriminelle Realität? Die Polizei Essen warnt auf Facebook vor Gaunerzinken. Wer Zeichen oder Symbole am Haus entdeckt, soll sie melden.
Sind Gaunerzinken ein urbaner Mythos oder gibt's sie wirklich? Markieren Einbrecherbanden Häuser und Zäune tatsächlich mit Geheimzeichen, um ihren Kollegen zu signalisieren, wo sich ein Einbruch lohnt und wo nicht? Bisher hatte es in der Region mehrfach Hinweise auf Gaunerzinken gegeben – aber einen Beweis für ihre Echtheit gibt es es selten.
Polizei Essen warnt vor Gaunerzinken an Haus und Zaun
Jetzt warnt die Polizei Essen offiziell vor den Diebessymbolen. In einem Facebook-Eintrag lässt die Polizei alle Essener wissen: "Immer wieder kommt es vor, dass Tätergruppen bestimmte Straßenzüge ausspionieren und Gaunerzinken an Häusern hinterlassen. Sie sind groß genug, um gesehen zu werden, aber dezent genug, um nicht aufzufallen." Wer ein solches Zeichen an Fassade, Gartenmauer oder Garage findet, solle sich an die Polizei wenden.
Sogenannte Gaunerzinken sind oft mit Kreide aufgemalte Zeichen von organisierten Einbrechern oder Dieben, die damit...
Posted by Polizei NRW Essen on Sonntag, 26. Juli 2015
Angehängt hat die Polizei ein Bild, das mehrere mögliche Gaunersymbole zeigt – Zeichen von "nichts zu holen" über "alleinstehende Frau" bis "fette Beute". Ein Blick in unser Archiv aber zeigt: Die Symbole können variieren. Es wird auch längst nicht nur klassische Kreide verwendet. Auch regenfeste Filzstifte oder Wachmaler sind dabei.
Kein konkreter Anlass in Essen und Umgebung
Die wichtigste Frage aber ist noch immer nicht geklärt: Stehen Gaunerzinken wirklich in Verbindung mit Einbrüchen oder Diebesbanden? Oder hat am Ende wieder einmal jemand einen schlechten Scherz erlaubt? Thematisiert wurden die Zeichen und Symbole ja in den Medien genug, um Scherzbolde anzuheizen.
Einen aktuellen Anlass für die Facebook-Warnung vor Gaunerzinken gab es allerdings nicht, beruhigt Polizeisprecherin Tanja Hagelüken. "Die Symbole kommen bei uns nur sehr selten vor", weiß sie. Auch sie bestätigt: Ein krimineller Hintergrund ist den Kreidezeichen nur selten nachzuweisen. Der Facebook-Eintrag sei nur entstanden, weil es immer wieder Anfragen nach Gauerzinken gebe – "einfach, weil das für viele interessant ist."
Gaunerzinken haben eine lange Tradition
Gaunerzinken haben übrigens eine lange Tradition und wurden nicht nur von Kriminellen genutzt, hatte Manuela Schmickler von der Polizei Kleve vor einer Woche im Interview mit unserer Zeitung erklärt. Noch bin in die 1960er Jahre markierten herumziehende Tagelöhner mit den Zeichen, wo es Geld für Arbeit gibt oder wo man kostenlos übernachten durfte.