Essen. . Bevor am Freitag die Sommerkirmes an der Grugahalle beginnt, wird bis zur letzten Minute aufgebaut und geprüft. Wir haben drei Schausteller begleitet.
„Noch ein paar Zentimeter und dann runter!“, ruft einer der Monteure, der hoch oben auf dem Gerüst der Wilden Maus balanciert, dem Kranführer zu, und langsam schwebt ein Schienenstück der Achterbahn ein. Schnell wird es mit ein paar routinierten Handgriffen an der richtigen Stelle verschraubt, dann folgt bereits das nächste. Schwindelfrei und hitzefest muss man sein, um diese anstrengende Arbeit zu verrichten. Und natürlich exakt: Denn am Ende kommt der TÜV und prüft das Herzstück der Grugakirmes, die heute um 17 Uhr offiziell eröffnet wird.
Doch bevor die ersten Autoscooter ineinanderkrachen, der „Heart-Breaker“ für wohligen Schwindel sorgt oder das kleine Karussell Kinder glücklich macht, wird bis zur letzten Minute gehämmert, geschraubt und vor allen Dingen geputzt.
Seit Generationen auf den Jahrmärkten zuhause
„Alles muss blinken“, sagt Hannes Hofmann und grinst. Der 27-Jährige hat sein Wasserlabyrinth zum ersten Mal auf dem Grugavorplatz aufgebaut. Drei Schwertransporter haben das 70 Tonnen schwere „Laufgeschäft“ angeliefert, das mit 8000 Litern Wasser für ein nasses Vergnügen sorgt. Drei Tage braucht Hofmann mit seinen beiden Mitarbeitern für den Aufbau, „wir sind ein eingespieltes Team“.
Wie fast alle Schausteller, die bei der diesjährigen Kirmes ihre Fahrgeschäfte, Losbuden und Imbissstände aufbauen, stammt auch Hofmann aus einer Familie, die seit Generationen auf den Jahrmärkten zuhause sind. „Meine Familie hat Anfang des 20. Jahrhunderts mit einer Geisterbahn angefangen“, erzählt der Thüringer voller Stolz, „ich bin auf Kirmesplätzen groß geworden und möchte nichts anderes machen.“
Manuel Neuer als Pappfigur
Derweil ist Rudolf Barth, der Herr der Wilden Maus, zum kurzen Verschnaufen aus seinem Kran geklettert, mit dem er die schweren Teile der 2,2 Millionen Euro teuren Achterbahn mühelos in die Höhe hievt. „Ich bin die siebte Generation Schausteller“, sagt der 55-Jährige und erzählt von seinem 76-jährigen Vater, der immer noch mit einer Looping-Achterbahn unterwegs ist. Aber auch davon, dass das Geschäft schwieriger wird. „Es gibt leider immer weniger gute Kirmesplätze.“ Und dann ist da noch das Wetter: Es darf nicht zu heiß, nicht zu kalt sein und bloß nicht regnen. „22,9 Grad sind optimal.“
Ein paar Meter weiter dreht sich Manuel Neuer in der Schießbude von Marianna Lavorgna. Nicht zwei, sondern vier Öffnungen hat die Torwand, die Deutschlands bester Torhüter als Pappfigur gegen die Schüsse der Besucher verteidigt. „Das Konterfei können wir auswechseln, wir haben noch einen Schweizer und einen italienischen Schlussmann zur Auswahl“, sagt die Paderbornerin, die zum vierten Mal an der Sommerkirmes teilnimmt. Was ihr hier besonders gefällt? „Es ist klein, familiär und überschaubar. Und der Standort mitten in der Stadt ist klasse. Ich hoffe auf ein gutes Geschäft.“
Infos zumTrödelmarkt und den Aktionstagen
Es ist Essens beliebtestes Familienfest: Das Sommerfest an der Grugahalle lockt vom 17. bis zum 26. Juli täglich von 14 bis 22 Uhr, an den Wochenenden bereits ab 11 Uhr. Über 60 Schausteller sind bei der einzigen Kirmes der Stadt dabei, die mit klassischen Fahrgeschäften, Zuckerwatte und Losbuden aufwarten. Unter der Woche gibt es einige Aktionstage für Vereine (Montag), Schwule und Lesben (Dienstag), Studierende (Mittwoch) und Familien (Donnerstag) mit speziellen Angeboten, Rabatten und Programmen. Nicht zu vergessen das große Eröffnungsfeuerwerk am heutigen Freitag und das Höhenfeuerwerk am kommenden Freitag, den 24. Juli.
Eine feste Größe, neben dem Rummel, ist natürlich der Flohmarkt: Wie immer ist die Fläche vor der Messe und der Halle den Kindern vorbehalten, die Spielzeug und alles, aus dem sie herausgewachsen sind, verkaufen dürfen: Barbie, Lego, Familienspiele, Inliner, Räder, Puppenwagen - für Schnäppchenjäger ist der Kinderflohmarkt ein Muss. Damit sich keine professionellen Verkäufer dazwischen schmuggeln, kontrollieren Ordner die Stände. Alle anderen Trödler können sich am jeweiligen Veranstaltungstag ab sechs Uhr und zwischen 15 und 18 Uhr für den nächsten Tag vor Ort im Organisationsbüro (Parkplatz P2) anmelden. Standkosten: ab 6 Euro der lfd. Meter, Info: 02064-47350