Essen. . Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) und Thomas Kufen (CDU) liegen in der Gunst der Wähler Kopf an Kopf. Heiß wird der Wahlkampf aber erst nach der Sommerpause. Dafür sorgt auch die Bundeskanzlerin.
In der Gunst der Wähler liegen Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) und Thomas Kufen (CDU) gleich auf. Zu diesem Ergebnis kommt, wie berichtet, zumindest das Meinungsforschungs-Institut Forsa. Wer meint, das sollte beide Kandidaten anspornen, sich mächtig ins Zeug zu legen, stellt fest, dass sich ihr Wahlkampf noch im Ferienmodus befindet. Ein Foto im sozialen Netzwerk Facebook zeigt den Oberbürgermeister mit Ehefrau Susanne im Allgäu. Auch sein wohl aussichtsreichster Herausforderer hat ein Foto plus Info dort eingestellt. Kufen tankt Erholung an Italiens Amalfi-Küste und lässt wissen: „Heute steht das Ausgrabungsgebiet Pompeji auf unserem Programm.“ Was auf den ersten Blick ganz privat erscheint, ist jedoch schon Teil der Selbstinszenierung.
Soziale Netzwerke sind für Politiker längst unverzichtbar. Das gilt umso mehr, wenn eine Persönlichkeitswahl ansteht wie am 13. September. So freute Reinhard Paß sich jüngst auf dem SPD-Parteitag über 5000 „Likes“ auf seiner Facebook-Seite. Der OB baut darauf, dass sich diese am Wahlsonntag auch in Stimmen auszahlen werden.
Bis dahin werden die Bewerber um das höchste Amt der Stadt auch auf traditionelle Wahlkampfmittel nicht verzichten. So grüßt Thomas Kufen in Großaufnahme in der Stadt bereits von etlichen Plakatwänden, die seine Partei dafür eigens angemietet hat. „Wir wollten schon mal ein bisschen neugierig machen auf unseren Kandidaten“, sagt CDU-Parteigeschäftsführer Norbert Solberg. Denn noch hat die Stadt den öffentlichen Straßenraum für das Plakatieren nicht frei gegeben. Warum nicht? Noch können Bewerber ihre Hüte in den Ring werfen. Zwölf Kandidatenvorschläge von Parteien und Einzelbewerbern liegen dem Wahlamt bislang vor. Fünf sind nicht im Rat der Stadt vertreten und werden deshalb nur zur Wahl zugelassen, wenn sie mindestens 450 Unterschriften von wahlberechtigten Essener Bürgern vorlegen können. „Die Bewerber müssen sich sputen“, sagt Rüdiger Lohse vom Wahlamt. Am 27. Juli läuft die Frist ab. Erst danach wird die Stadt das Plakatieren im öffentlichen Raum genehmigen.
Spätestens dann werden die Parteien und ihre Kandidaten die heiße Phase des Wahlkampfes einläuten. Der Aufwand, so heißt es, werde dem der Kommunalwahl 2014 in nichts nachstehen. 3000 Plakate will die CDU kleben. Bundeskanzlerin Angela Merkel (am 4. September) und Innenminister Thomas de Maiziere (am 14. August) werden Herausforderer Thomas Kufen den Rücken stärken. Ob OB Paß auf politische Schwergewichte bauen kann, ließ die SPD gestern offen.
Für alle Kandidaten komme es darauf an, ihre Stammwähler zu mobilisieren, vermuten die Parteien, wissen aber eigentlich nichts Genaues. Denn eine OB-Wahl, losgelöst von der Wahl des Stadtrates, hat es in der jüngeren Stadtgeschichte noch nicht gegeben, und es wird die einzige ihrer Art bleiben. Ab 2020 werden Rat und Stadtoberhaupt wieder gemeinsam gewählt. Experten bezweifeln, dass die Wahlbeteiligung jene 49 Prozent von 2014 erreichen wird. Die Zahl der Kandidaten mache zudem eine Stichwahl wahrscheinlich. Die stünde am 27. September an.