Essen.. Das Iduna-Hochhaus in Essen hat laut Gutachten einen Verkehrswert von 2.465.000 Euro. Die Sparkasse Essen als Gläubigerin hat Zwangsversteigerung beantragt.
Es zählt zu den ältesten Hochhäusern in Essen: das Iduna-Haus am Limbecker Platz, ein markanter Turm aus 15 Stockwerken, imposante 57 Meter hoch und Anfang der sechziger Jahre errichtet. Damals leuchtendes Beispiel für moderne Bürohaus-Architektur gilt die seit anderthalb Jahren leerstehende Immobilie jetzt als städtebaulicher Sanierungsfall. Vorläufiger Höhepunkt des Niedergangs: Am 13. Oktober um 9 Uhr kommt das Iduna-Hochhaus im Amtsgericht Essen, Saal 293, unter den Hammer. Der Verkehrswert des „Pakets“ aus Büroturm, Laden-Flachbau und Parkhaus (insgesamt 8000 qm) liegt bei 2.465.000 Euro.
Gutachterin Eva Höffmann-Dodel aus Mülheim weist in ihrem umfangreichen, 28 Seiten umfassenden Dossier auf den erheblichen Sanierungsbedarf des gut fünfzig Jahre alten Bauwerks hin. In der Beschreibung heißt es nüchtern: „Das Objekt ist mit Asbest, PCB und PAK belastet. Ebenfalls besteht Sanierungsbedarf beim Parkhaus.“ Damit steht fest: Wer immer den Zuschlag für das Objekt erhalten sollte, muss zusätzlich zur Kaufsumme abermals tief in die Tasche greifen, um die aufwändige Sanierung stemmen zu können.
Interesse am Iduna-Haus gering
Bis Anfang 2014 operierte hier der Inkassodienstleister GFKL, der im Europa-Center an der A 40 eine neue und bessere Bleibe gefunden hat. Beim Eigentümer handelt es sich um die Pleite gegangene „EuroPRISA TMW Essen GmbH“. Pech für die Sparkasse Essen: Sie ist Gläubigerin und musste die Zwangsversteigerung beantragen. Das sehr wahrscheinliche (und betrübliche) Szenario am 13. Oktober: Die Zahl der Bieter dürfte sehr überschaubar sein.
Der Kölner Architekt Kaspar Kraemer verfolgt den Niedergang an der Jägerstraße 1, so die offizielle Postanschrift, mit viel Wehmut, schließlich ist das Iduna-Haus das Werk seines Vaters, des Baumeisters Friedrich Wilhelm Kraemer. „Hochhäuser wie diese erfreuen sich heute nicht gerade großer Beliebtheit, in Fachkreisen ist es häufig genau umgekehrt“, sagt Kraemer, der bis 2007 Präsident des Bundes Deutscher Architekten war. Die Fassadensanierung vor 15 Jahren, als Aluminium und Reflexionsglas vorgehängt wurde, findet er gründlich missraten. „Früher war die Fassade sehr viel eleganter, jetzt ist sie entstellt. Die Prägnanz und der Charme des Ursprungs sind verloren gegangen.“
Münster ist stolz auf sein Iduna-Haus
Wie verstörend unterschiedlich sich ein- und derselbe Hochhaus-Typ entwickeln kann, zeigt der Vergleich mit Münster. Das dortige, elfgeschossige Iduna-Haus, ebenfalls ein Kraemer-Entwurf und ebenfalls Anfang der Sechziger gebaut, ist aufwändig saniert und längst unter Denkmalschutz gestellt worden – der krasse Gegensatz somit zum Problemfall Essen. „In Münster sind sie stolz auf das Iduna-Haus, dort gilt es sogar als Schmuckstück“, betont Kaspar Kraemer.
Um den Niedergang zu bremsen, sorgt der Zwangsverwalter penibel dafür, dass das verwaiste Areal direkt gegenüber vom brummenden Einkaufszentrum Limbecker Platz nicht verkommt. Mit akzeptablem Ergebnis: Der Rasen wird akkurat gemäht, nirgendwo liegen Abfälle oder gar Fixer-Spritzen herum.