Essen. Essener Initiative will Vorurteile abbauen und Gemeinsamkeiten beider Religionen hervorheben. Kreis ist offen für alle.
Es war schon ein besonderer Abend für die neue Initiative jüdisch-islamische Begegnung: Zum gemeinsamen Fastenbrechen hatte das Deutsch-Marokkanische Forum Generation Zukunft am vergangenen Sonntag Vertreter beider Weltreligionen eingeladen, um damit nicht nur ein Zeichen für Toleranz zu setzen, sondern um zu zeigen, „dass uns viel mehr Gemeinsamkeiten verbinden, als man denkt“, so Azzadine Karioh. Der Essener Anwalt mit marokkanischen Wurzeln gehört zu den Initiatoren der Initiative, die als Reaktion auf die teilweise gewalttätigen anti-israelischen und antisemitischen Demonstrationen anlässlich des Gaza-Konfliktes ins Leben gerufen wurde. „Diese schlimmen Bilder vor der Alten Synagoge haben uns Essener Muslime sehr bewegt und daraufhin haben wir beschlossen, dagegen ein deutliches Zeichen zu setzen“, sagt Karioh, der in seiner Funktion als zweiter Vorsitzender der Kommission Islam und Moscheen den Dialog mit der jüdischen Kultusgemeinde aufgenommen hat.
Seit April diesen Jahres gab es bereits monatliche Treffen unter dem Motto „wir wollen mehr Miteinander wagen“, so Karioh. Inzwischen sei das Verhältnis herzlich, die Gespräche fruchtbar. Der Kreis, zu dem teilweise 30 Essener Juden und Muslime in die Alte Synagoge kommen, sei offen für alle. „Wir können mit Stolz sagen, dass diese Initiative deutschlandweit etwas Besonderes ist.“ Doch wie will die Initiative gerade die jungen Muslime aller Nationalitäten erreichen? „Wir müssen langfristig agieren“, so die etwas vage Antwort von Karioh. Als Multiplikatoren nutzt er auch die neuen sozialen Medien wie Facebook, „und das schafft auch bei den Jüngeren Aufmerksamkeit“.
"Wir sind auf einem guten Weg"
Uri Kaufmann, Leiter der Alten Synagoge und Gastgeber der Initiative, hat bereits mehr Erfahrungen in der Jugendarbeit. Zahlreiche Schulklassen mit muslimischen Kindern und Jugendlichen haben die Ausstellung zum jüdischen Leben besucht, „und wir haben immer wieder muslimische Hochschulabsolventen zu Besuch“. Auch dabei seien die Gemeinsamkeiten beider Weltreligionen ein Thema.
„Ob Beschneidung, Speisegesetze oder theologische Aspekte – es gibt viele Parallelen“, sagt Kaufmann und lobt die Vorbildfunktion der neu gegründeten Initiative. Die hat bereits die nächste Veranstaltung geplant: Im September lädt sie zu einem Vortrag in die Alte Synagoge, der sich mit eben diesen Gemeinsamkeiten von Judentum und Islam beschäftigt. Auch beim diesjährigen interkulturellen Arche-Noah-Projekt auf dem Kennedyplatz (13. - 19. September) zeigt die jüdisch-islamische Begegnung Präsenz. „Wir sind auf einem guten Weg, den wir gemeinsam weitergehen werden“, gibt sich Karioh optimistisch.