Essen. Die größte evangelische Orgel im Ruhrgebiet erklingt nach halbjähriger Restaurierung wieder in der Kreuzeskirche. Einweihung am Sonntag.

Die „Königin der Instrumente“ war wie alle Alt-68er zuletzt ein wenig in die Jahre gekommen. Am Ende hatten ihr der Staub der Jahrzehnte und der technische Verschleiß mächtig zugesetzt. Ab Sonntag aber kann man die mächtig-prächtige Schuke-Orgel endlich wieder im alten-neuen Glanz erleben. Nach sechsmonatiger Restaurierung ist die größte evangelische Orgel im Ruhrgebiet wieder im Einsatz. Nach einem festlichen Gottesdienst am 28. Juni, 10 Uhr, soll sie bei mehreren Veranstaltungs-Reihen zeigen, was sie alles kann – als Solistin und Begleiterin, als Konzert-Instrument, als Anlaufstelle für die Orgelklasse der Folkwang-Uni und als musikalischer Mittelpunkt der Gottesdienste.

Für die Macher des Forum Kreuzeskirche ist die Neueinweihung der Schuke-Orgel die glückliche Abrundung eines jahrelangen Prozesses. Dass die einst baufällige Kreuzeskirche dank vieler Helfer und der 1,5 Millionen-Euro Spende von Kreativunternehmer Reinhard Wiesemann zum architektonisch-einladenden Veranstaltungsort umgebaut werden konnte, das galt vielen schon als „Wunder von Essen“. Nun bekommt der neu gestaltete Kirchenraum auch noch seine neu intonierte Orgel zurück. 337.000 Euro konnten für die Restaurierung aufgebracht werden – aus Rücklagen und Stiftungsmitteln, vor allem auch dank einer Großspende der Deichmann-Stiftung, der Unterstützung der Sparkasse, der Alfred und Cläre Pott-Stiftung sowie dem Zutun privater Spender. Noch hofft man auf die letzten 13.000 Euro, um auch den Einbau eines beweglichen Spieltisches möglich zu machen. Denn die Orgel ist – wie ihre Umgebung – ein Beispiel an Vielseitigkeit und soll den multifunktionalen Raum in vielerlei Richtung nutzen.

"Star der Orgellandschaft"

Natürlich sei das edle Instrument mit seinen 70 Registern und den fast 6000 Pfeifen auch „ein Kind seiner Zeit“, sagt Titularorganist Roland Stagnier, also ein Instrument, das mit Ligeti, Kagel, Messiaen umgehen kann. Aber auch Musik von der deutschen Romantik bis zum Vorbarock soll nun noch besser klingen. Dafür hat man am Ende nicht noch weitere Register angeschafft, wie zunächst geplant, sondern dank modernster Computertechnik vor allem die Speichermöglichkeiten vervielfacht. „Der Charakter der Orgel ist geblieben“, erklärt Kantor Andy von Oppenkowski, allerdings seien die Klangfarben enorm erweitert das nachintonierte Instrument an die neue Raum-Akustik angepasst worden.

Für den Vorsitzenden des Forum Kreuzeskirche, Oliver Scheytt, ist die Schuke-Orgel ein „Star der Orgellandschaft, der jetzt ganz anders ins Bild gesetzt wird“. So kann man Kantor von Oppenkowski beim Einweihungskonzert am 5. Juli nicht nur per Leinwandübertragung auf die Finger sehen. Zu Extra-Ereignissen wird man die Stühle so stellen, dass der Blick gleich auf die Königin fällt. Und in der neuen Reihe „Tea-Time Orgel“ gibt’s dazu sogar Tee und Kuchen.