Die CDU-Spitze verjüngt sich und wählte den erst 37-jährigen Matthias Hauer zum neuen Vorsitzenden. Das Ergebnis kam wie erwartet — es gab bei den Vorstandswahlen nicht einen einzigen Gegenkandidaten (siehe Bericht auf dieser Seite). Die Christdemokraten zeigten beim 126. Kreisparteitag im Congress Center Essen-Süd Geschlossenheit. Genau so wollen sie es auch in diesen (Wahlkampf-)Zeiten. Deshalb stand OB-Kandidat Thomas Kufen im Vordergrund, der gleich zu einer Breitseite gegen Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) ausholte und ihm vorwarf, in der jüngsten Affäre um die Mehrkosten beim Stadion-Neubau sich nicht ausreichend für die Aufklärung einzusetzen. Genau das versprach Kufen — und präsentierte sich als Saubermann.

Kufen nutzte den Parteitag für seine Angriffe gegen Paß. Der wiederum ging auf dem SPD-Parteitag vor mehr als vier Monaten auch nicht gerade zimperlich mit dem CDU-OB-Kandidaten um und bezeichnete ihn als „Klein-Thomas-Kufen“, der „Mutti Merkel“ die Hand hält. Jetzt nimmt Kufen die ungeklärten Fragen um den Stadion-Neubau zum Anlass, um den OB hart anzupacken. Dass die Kosten auf weit über 60 Millionen Euro stiegen, „belastet die Solidarität der Kommunen in Nordrhein-Westfalen“, klagte Kufen. „Da ist Vertrauen verloren gegangen“. Dass für das Stadion in die Rücklagen für das Folkwang-Museum gegriffen wurde, dränge bei ihm die Frage auf, warum sich die Stadt „bis heute nicht“ endgültig vom geschassten Geschäftsführer der städtischen Grundstücksverwaltung EVG Andreas Hillebrand getrennt habe. Und die 3,3 Millionen Euro für die Beratung von Roland Berger? „Was ist dabei herausgekommen außer einer PowerPoint?“

Kein Wort zu Christian Hülsmann (CDU), der als damaliger Stadtdirektor mit einem Aktenvermerk den GVE-Chef angeblich Rückendeckung gegeben haben soll. Hülsmann, der am Samstag den Parteitag leitete, ergriff selbst die Initiative und sagte den 186 Delegierten, dass er in dieser Sache „ganz entspannt“ sei. Und er habe „im Zweifel die besseren Unterlagen“.

Kufen forderte von der Stadtspitze eine restlose Aufklärung. „Da geht es nicht um das Parteibuch.“ Wenn der OB das nicht tue, dann werde ich das tun als OB in Essen“, gab er sich mit Blick auf die Oberbürgermeisterwahl am 13. September siegessicher.

Klar, er freue sich auch auf Bundeskanzlerin Angela Merkel, die im Wahlkampf nach Essen kommt. Aber er möchte nicht ein „CDU-Oberbürgermeister,“ er möchte „Oberbürgermeister der Stadt Essen werden.“ Kufen: „Erst die Stadt, dann die Partei“.

Was er unter „Gesamtinteresse“ verstehe, machte er auch gleich deutlich, wehrte sich gegen „Kleingeister“ und „Erbsenzähler“, ohne Namen zu nennen. Als „sehr besorgniserregend“ fand er die Ergebnisse bei den Bürgerbegehren gegen den Bau der A 52 durch Gladbeck, gegen die Messe-Erweiterung und die Verlängerung der Linie 105 nach Oberhausen. „Alle drei Großprojekte wurden gestoppt. Das Signal ist fatal. Am Ende kann man nicht mal eine Straßenbahn bauen“, so Kufen. Man könne sich aber keinen einzigen Tag leisten, um als „Verhinderer“ dazustehen. Der OB müsse der „Wirtschaftsförderer Nummer 1“ sein. Und das will er sein, der Mann, in dem Reinhard Paß „Klein-Thomas-Kufen“ sieht.