Essen. Nach mehr als 30 Jahren pausiert die Freiluftfilmreihe am Alten Kupferdreher Bahnhof in Essen wohl erstmals. Digitalisierung bereitet Probleme.

Im vergangenen Jahr gestartet, findet das Open-Air-Kino am Werksschwimmbad auf Zollverein ab dem 2. Juli eine Fortsetzung: Mit dem Disney-Animationsfilm „Oben“ startet die sechsteilige, donnerstägliche Filmsaison auf der Kokerei. Es könnte in diesem Jahr das einzige Freilichtkino der Stadt bleiben: Denn das Kino unterm Himmelszelt am Flughafen Essen/Mülheim, das 2012 zuletzt über die Leinwand flimmerte, wird auch in diesem Jahr nicht fortgesetzt. Auch die Zukunft des Open-Air-Kinos am Lukas ist in der Schwebe. Schwierigkeiten bei der Umrüstung auf Digitalprojektoren gefährden die Kupferdreher Freilichtfilm-Tradition, die an diesem Standort immerhin schon länger als 30 Jahre währt.

Neuer Projektor muss her

Die digitale Revolution, die in den vergangenen Jahren in den Projektionsräumen der Kinosäle Einzug gehalten hat, macht den „Natural Born Filmfreaks“, die seit 2012 die Tradition des Open-Air-Kinos am einstigen Kupferdreher Bahnhofsgebäude fortführen, das Leben schwer. Der mehr als 50 Jahre alte Projektor, der bisher an diesem Ort treu seine Dienste geleistet hat, hat nun leider ausgedient. Grund: „Es gibt kaum noch Material auf herkömmlichen Filmrollen – und auch kein Vertrieb mehr dafür“, bedauert Gerd Blanke, Gründer der „Natural Born Filmfreaks“.

Die digitalen Projektoren haben zwar den Vorteil, dass Verleiher und Filmproduzenten Geld sparen: Denn durch den Verzicht auf herkömmliche Filmkopien können die Werke beinahe zum Nulltarif beliebig oft vervielfältigt und auf Festplatte gespeichert werden. Das Nachsehen haben jedoch die Kinos, auf die hohe Investitionskosten zukommen.

Und diese bereiten nun auch den „Natural Born Filmfreaks“ Schwierigkeiten: „Ein gebrauchter digitaler Projektor, der die notwendigen technischen Voraussetzungen erfüllen würde, kostet 25 000 Euro“, so Blanke. Für ein neues Gerät wären 10 000 Euro zusätzlich fällig.

Es gestaltet sich als schwierig

Ob sich das mit dem Konzept, vor allem Arthouse-Streifen zu präsentieren, stemmen lässt, ist fraglich – zumal Freilichtkinos naturgemäß vom Wetter abhängig sind: „Der vergangene, verregnete Sommer hat uns unsere Bilanz gehörig verhagelt“, betont Blanke.

Eine kostengünstigere Alternative wäre ein Blu-Ray-Projektor für Ultra-HD: „Der würde nur die Hälfte kosten“, der qualitative Verlust sei zu verschmerzen. Dennoch: Ob auch so ein Gerät in diesem Jahr aufzutreiben sei, wisse er noch nicht: „Es gestaltet sich als schwierig.“ Das Open-Air-Kino am Lukas sterben lassen will Gerd Blanke jedoch nicht: „Der Enthusiasmus ist weiter da.“

Möglich sei jedoch, ein Jahr auszusetzen, um im kommenden Jahr das Programm fortzusetzen – dann vielleicht sogar über den Sommer hinaus. „Die digitalen Projektoren sind mobiler, so könnten wir auch im Winter ein Kino, zum Beispiel in den Räumlichkeiten des Lukas, anbieten.“