Altenessen. . Bei der Aktion „Ein Tag im Park“ im Rahmen des Projektes „Kunst schafft Stadt“ mit zwölf Stationen und Walking-Acts im Kaiser-Wilhelm-Park mussten die Besucher auf einige Gewohnheiten verzichten.

„Die Bratwurst ist ein Erfolgsrezept, das wissen wir. Aber wir wollen schauen, was wir ohne sie erreichen können.“ Viel vorgenommen hatten sich Leiter Joscha Hendricksen und rund 60 Künstler, die am Sonntag zum schräg-schönen „Tag im Park“ im Kaiser-Wilhelm-Park geladen hatten. Begegnung, Spontaneität und Irritation war das Ziel des wohl ersten Festes hier, das so ganz ohne Wurst und Bierstand auskommen musste.

„Zum großen Teil reagieren die Leute neugierig. Klar, manche sind schlicht abgetörnt, wenn sie hören, dass es hier keine Bratwurst gibt“, muss Joscha Hendricksen fast anschreien gegen die Mischung aus Hindi-Pop und Afro-Beat in Mickey-Maus-Manier, die gerade aus den Lautsprechern der Rollschuhbahn herauskrächzt. Nur nicht alles allzu ernst nehmen, ist die Devise an diesem Tag, in dem man im Kaiserpark auf seltsame Vorgänge stößt.

Konzert für frei platzende Luftballons

Klaus Steffen führt als Vorsitzender des imaginären Bürgervereins Altenessen durch den Park und gibt Tipps für Hartz-IV-geschwächte Selbstversorger im Entenfang. Luisa und Leonard sind mit einem übergroßen Spiegel unterwegs und konfrontieren die Besucher mit sich selbst. Marie-Belle und Lina entlocken unterwegs im „Konzert für frei platzende Luftballons“ ihren Gummiblasen mit Geigenbögen und Fingerkuppen allerhand Gänsehaut treibende Störgeräusche. Die Mobile Grafikwerkstatt setzt auf zwei Fahrrädern künstlerische Ideen unter freiem Himmel um. Zwölf verschiedene Stationen, bzw. Walking-Acts, mit Künstlern aus Essen und anderen Städten bringen Farbe in diesen grauen Tag, wagen das Experiment und die Tuchfühlung mit der Basis. Das alles auch noch dezentral und wild verstreut. Schon viel Neuland in Altenessen.

„Amüsiert, irritiert und interessiert“, fasst Lina ihre Erfahrungen zusammen, als sie einmal kurz Luftballon und Geigenbogen zur Pause ablegt. Kontakt zu den Besuchern haben sie und die anderen Performer ziemlich häufig gehabt.

„Wir wollen ein Fest ohne Bühnen auf Augenhöhe mit den Besuchern. Hier sollen die Nachbarn mit den Künstlern und untereinander ins Gespräch kommen und Kunst erleben, die sie so vielleicht noch nicht kennen“, erläutert Mitorganisator Michael Reiners den Tag, der im Rahmen des Projektes „Kunst schafft Stadt“ von der Zeche Carl initiiert wird und wegen Sturmschäden 2014 abgesagt werden musste.

Auch am Sonntag spielt das Wetter nur halb mit, nach rund zwei Stunden dämpft der Regen den Spaß. Besucherin Joanna Stala steht noch unverdrossen mit Tochter Emmy (6) im Nass und schaut einem bärtigen Mann im rosa Kleid bei der Parodie einer Yoga-Übung zu. Von Verstörung ist bei Mutter und Kind nichts zu bemerken. „Wir kommen auch sonst oft in den Park und wollten uns den Tag hier nicht entgehen lassen. Ich weiß zwar nicht, ob ich alles verstanden habe, aber das ist doch auch egal“, sagt Joanna Stala. Den Würstchenstand haben die Beiden übrigens überhaupt nicht vermisst.