Essen. . Das Bevölkerungswachstum in Essen hält an: Im Jahr 2030 könnten fast 600.000 Menschen in der Stadt leben. Nun muss die Infrastruktur angepasst werden.

Seit drei Jahren wächst Essens Bevölkerung: Nun gehen die Verantwortlichen nicht mehr von einem vorübergehenden Phänomen aus – sondern von einer Trendwende. „Nach 30 Jahren Schrumpfen, machen wir jetzt die Abteilung Zukunftshoffnung auf“, freut sich Planungsdezernent Hans-Jürgen Best. „Allerdings müssen wir auch die passende Infrastruktur schaffen.“

Aktuell hat Essen gut 578 000 Einwohner (1. Mai), im Jahr 2030 könnten es 598 000 sein, so die neue Vorausberechnung des städtischen Amtes für Statistik. Bestätigt würden die Zahlen auch vom Landesamt IT. NRW, betont Best. „Die schauen darauf, dass sich einzelne Städte die Lage nicht schönreden, denn landesweit handelt es sich um ein Nullsummenspiel.“ Will sagen: Es gibt kein generelles Bevölkerungswachstum, sondern Wanderungsbewegungen. „Essen zählt neben Dortmund, der Rheinschiene und Münster zu den raren Wachstumsregionen im Land.“

Ein Zuwachs von gut 20 000 Einwohnern in 15 Jahren stelle die Stadt aber auch vor Herausforderungen, allen voran beim Wohnungsbau. „Wir brauchen mehr und besseren Wohnraum“, betont Best. In Zukunft werde es immer schwerer, kleine Grundrisse oder Nachtspeicherheizungen an den Mieter zu bringen. Hier müsse man wie jetzt im Eltingviertel am Nordrand der City Wohnraum vergrößern, sanieren und aufwerten.

Als Blaupause für die Entwicklung nennt Best zudem das neue Uni-Viertel, wohlwissend, dass es an Flächen dieser Größenordnung im Stadtgebiet mangelt. „Aber eine Stadt, die nicht baut, wird schnell teuer. Wir wollen ja nicht, dass die Mieten hier klettern wie in Köln.“ In Zukunft müsse man daher den Verkauf städtischer Grundstücke sehr sorgfältig prüfen, „auch weil wir die vielleicht bald für neue Kitas oder Schulen brauchen“.

Schließlich geht die Berechnung davon aus, dass 2030 gut 1800 Kinder unter sechs Jahren mehr in Essen leben als heute. Bei den schulpflichtigen Kindern rechnet man mit einem Plus von 2100. Auch hier wird die Stadt umplanen müssen: Erst vor zwei Jahren erklärte Schuldezernent Peter Renzel, man könne 40 marode Grundschulen abreißen und durch nur 20 Neubauten ersetzen; denn mittelfristig komme Essen mit 60 Grundschulen aus.

„Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Planungen den aktuellen Zahlen anzupassen“, sagt Renzel jetzt. Nach der Sommerpause lege er den neuen Schulentwicklungsplan vor. Auch beim Kita-Ausbau, der seit Jahren forciert wird, müsse man womöglich noch draufsatteln.

Ausgebaut werden muss auch das Angebot für Senioren: Die Zahl der über 80-Jährigen nimmt bis 2030 um 8400 zu. Darauf sei man am besten vorbereitet, so Renzel: „Die Leute sind ja längst da.“