Essen-Katernberg. Seit wenigen Wochen sind Brieftauben wieder bei Wettflügen unterwegs. In der Taubenklinik in Essen-Katernberg gibt es nun besonders viel zu tun.
Brieftauben sind seit wenigen Wochen wieder bei Wettflügen unterwegs. Züchter, die mit ihren Vögeln bisweilen vordere Plätze belegen, landen dann mit Foto und Pokal in der Zeitung. Diejenigen, die beim Wettflug eine Enttäuschung erleben, landen am Montagmorgen häufig im Warteraum von Dr. Elisabeth Peus.
Die Tierärztin leitet die Taubenklinik in Essen-Katernberg. Gerade nach Saisonstart haben Peus und ihre Kollegen jede Menge Arbeit. Unter dem Dach des Verbandes Deutscher Brieftaubenzüchter untersuchen und versorgen sie verletzte und erkrankte Tiere. Sie nehmen Abstriche aus den Kröpfen, suchen mit dem Endoskop nach Schleim im Rachen oder schienen versehrte Flügel.
Raubtierangriffe und Parasitenbefall
Verletzungen tragen die Tauben zumeist nach Raubtierangriffen davon. „Sowas kommt häufig vor. Die lauern auf der Strecke, aber auch am Heimatschlag. Wenn so ein Habicht eine Taube erwischt, reißt er schon mal ganze Stücke aus ihr heraus“, erklärt die Klinikleiterin. Andere Tauben leiden unter Parasitenbefall und machen deswegen schlapp.
Tierarzt Tim Schreiber holt einen Jungvogel aus der Voliere und nimmt ihn mit in den Untersuchungsraum. Die Taube hat Würmer, sie ist seit mehreren Tagen in stationärer Behandlung. Schreiber schaut auf den Monitor und findet kaum noch Krankheitserreger. Der Patient darf die Klinik in wenigen Tagen verlassen. Das gilt auch für den Volierennachbarn, der unter einer Atemwegsinfektion litt.
„Es waren sogar schon Züchter aus Polen und Dänemark bei uns“
Die Züchter hoffen stets auf schnelle Heilung, schließlich stehen die nächsten Wettkämpfe an. Und da soll ihnen die beste Taube wieder Preise einbringen. Deshalb lassen sie ihre Siegkandidaten auch schon vor Saisonbeginn durchchecken. Im Winter überprüfen die Mediziner im Labor täglich Kotproben von bis zu 100 Tauben. Die Besitzer wollen auf Nummer sicher gehen, damit sie bei der ersten Reise keine böse Überraschung erleben.
Weil die Klinik in Katernberg einen so guten Ruf genießt, stehen auch manchmal Autos mit niederländischen oder belgischen Kennzeichen auf dem Parkplatz. „Es waren sogar schon Züchter aus Polen und Dänemark bei uns“, sagt Peus. Sie arbeitet seit 2007 in Katernberg.
Auch Ziervögel werden untersucht
Damals hatte der Verband den Standort der Klinik von Kupferdreh in den Norden verlegt. Da Peus sich in der Tiermedizin auf Vögel spezialisiert hatte, war die Stelle dort wie für sie geschaffen. In der Klinik kümmert sie sich jedoch nicht nur um Tauben. Sie untersucht auch Ziervögel.
Besitzer kommen mit ihren Papageien, Kanarienvögeln und Wellensittichen nach Katernberg. Hier muss Peus auch noch oft Aufklärungsarbeit leisten. „Die meisten Besitzer wissen, was für die artgerechte Haltung alles erforderlich ist. Manchmal müssen wir aber auch erklären, dass mehrere Jahre in einer kleinen Kiste nicht gut für einen Papagei sind“, sagt Peus.
Seltene Gäste in der Klinik sind Raubvögel. Aber es kommt schon mal vor, dass jemand einen verletzten Habicht zur Untersuchung bringt. „Den lassen wir natürlich nicht ins Wartezimmer. Dann würden die anderen Vögel ja einen Herzinfarkt bekommen“, sagt Peus. Jüngst gab es an einem Tag 87 Patienten. Zu Wochenbeginn ist das Gurren im Wartezimmer stets am lautesten. Die nächsten Rennen stehen schon bald wieder an. Und damit die nächsten Verletzungen und Erkrankungen, um die sich das Team der Taubenklinik kümmern muss.