Clowns haben ein Imageproblem: Die geschminkten Spaßmacher gelten als angestaubt. Es waren wohl zu viele schlechte Clowns unterwegs, die den Ruf des ganzen Berufsfeldes ruinierten. Im GOP sieht man jetzt, dass es anders geht: „Clowns Company” kommt flott, kurzweilig und wirklich witzig daher.

Vom klassischen Clownsbild distanziert sich das Programm folgerichtig weitestgehend. Nur Eduardissimo, alias Edouard Neumann kommt im klassischen Look mit roter Nase und weiß geschminktem Mund daher, die zu großen Schuhe und bunten Klamotten hat er jedoch gegen einen Matrosenanzug eingetauscht. Offenbar hat sich der gebürtige Russe daran erinnert, dass eine Seefahrt lustig sein soll, und hat die Bühne zum Kreuzfahrtschiff ummodeln lassen: Aus den übrigen Artisten werden Besatzungsmitglieder oder Passagiere. Ein roter Faden, der wunderbar funktioniert – auch weil Neumann ein Auge fürs Detail besitzt und seinen Bühnencompagnions nur selten gestattet, aus ihren Rollen auszubrechen.

Ein schönes Beispiel dafür resultiert aus dem etwas zu lang geratenen Intro: Ein weiblicher Gast gerät in Streit mit einer jungen Matrosin. Die Kabbelei mündet in einer beeindruckenden Partnerakrobatik-Nummer. Die Schwedinnen Anna und Julietta brauchen keine großen Gesten, um sich virtuos in Szene zu setzen und wissen ihre beeindruckenden Figuren gar mit Komik zu würzen. Eine so starke Nummer gleich zu Anfang sieht man selten.

Dann wird es Zeit für die ersten reinen Spaßmacher. Die Frankes stehen für zwei Generationen der physischen Comedy: Der gesetzte Gentleman Viktor will seinem Sohn auf dem Schiff die große weite Welt zeigen und überdies die übrigen Passagiere mit seinen Tricks beeindrucken. Jedoch stiehlt ihm sein überdrehter Sohn Anton glatt die Show. Komödiantische Artistik der alten Schule, aber schwungvoll inszeniert. Dem jungen Anton fliegen die Herzen der Zuschauer zu. Verständlich, dass Neumann ihn im Dauereinsatz belässt: Neben den Vater-Sohn-Nummern muss er mit dem Chef ran. Da Eduardissimo – normalerweise eine Hälfte des legendären Clown-Duos KGB – seinen Partner daheim gelassen hat, muss Anton mit ihm die famose Schockstarrenummer durchziehen. Der Partnertausch funktioniert tadellos.

Dagegen hat es Alexander Kobilokov im Anschluss etwas schwerer, mit seiner Balljonglage zu begeistern. Schön, dass er sich jedoch der Grundszenerie entsinnt, wodurch die Nummer neuen Verve bekommt. Als Seekranker lässt er die Bälle schwankend schweben.

Dass Clownerie nicht nur Komik bedeutet, beweist indes Naël Jammal. Durch seine leicht groteske Maskierung erinnert seine Handstand-Kunst an Physical Theatre, die schwebenden Bewegungen strahlen in Kombination mit der Musik eine Melancholie aus, die unter die Haut geht. Und bei Natalia Bakuns orientalisch angehauchter Hula-Hoop-Nummer steht die Sinnlichkeit im Vordergrund.

Doch heitere Momente überwiegen auf dieser tatsächlich sehr lustigen Kreuzfahrt: Serge Huerico vermengt auf dem Rad beeindruckende Artistik mit augenzwinkernder Komik. Charlotte und Emma wissen ihren Schwindel erregenden Kampf um ein Vertikalseil mit Witz zu würzen. Die Trampobrothers als Schiffskapitän und Matrosen zeigen in irrwitzigen wie tollkühnen Drehungen und Schrauben, dass sie sich in der Luft wie auf dem Wasser wohl fühlen.

Nach zwei Stunden muss auch der größte Kritiker der zirkensen Spaßmacher zugeben: Die können auch lustig sein, die Clowns. Wenn sie gut sind.