Essen. . Felix Schönfuss, Sänger der Band Adam Angst, hat beim Pfingst Open Air in Werden an die Hilfsaktion der Flüchtlinge nach dem Pfingststurm erinnert.
„Da drüben ist ein Flüchtlingsheim – ist es nicht eine wunderschöne Geschichte, dass es die Menschen dort waren, die bei dem Sturm vor einem Jahr die Festivalbesucher aufgenommen haben?“, fragt Felix das Publikum. Und die Menge stimmt ihm und seiner Band mit lautem Applaus zu.
Seine Band heißt Adam Angst, und Felix Schönfuss ist ihr Sänger. Bereits vor ihrem Auftritt beim 33. Pfingst Open Air Werden erzählt er von den Geschehnissen vor einem Jahr: Damals mussten die Veranstalter das Werdener Festival vorzeitig abbrechen, da Sturmtief Ela genau über das Gelände zog. Auf der Suche nach einem Unterschlupf nahmen die Flüchtlinge im Löwental schließlich einige der Besucher ohne zu zögern auf. „Als ich das gehört habe, dachte ich bloß: Wow.“
Felix hat jetzt noch etwas mehr als eine Stunde Zeit bis er mit seiner Band raus darf zum Publikum. Er steht hinter der Bühne und drückt noch seine Zigarette aus, bevor er sich auf eine der Bierbänke setzt.
Im Februar kam das erste Album der Punk-Band raus, der Auftritt in Werden ist erst ihr zweites Festival-Konzert überhaupt. Denn Adam Angst ist zwar für keines der Mitglieder die erste Band, aber in dieser Zusammensetzung spielen die Fünf erst seit ein paar Monaten.
Felix muss gegen das Schlagzeug anreden, das hier hinter der Bühne nur als verzerrtes Geschrammel ankommt, da die Verstärker nun einmal nach vorn zum Publikum gerichtet sind. Dass das Werdener Open Air ein Umsonst-Festival ist, freut ihn besonders. Seiner Meinung nach werde in Deutschland zu wenig in Kultur investiert.
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Lob gibt es auch für die Organisation: „Wir haben schon im Vorfeld gemerkt, wie gut hier Werbung für das Festival gemacht worden ist – auch auf Facebook“, erklärt Felix.
Während einer kurzen Umbau-Pause ist es ruhiger hinter der Bühne. Die Festival-Crew macht die Bühne frei für die nächste Band – jetzt dauert es nicht mehr lange, bis Felix und seine Jungs raus dürfen.
Für Adam Angst ist der Auftritt beim Pfingst Open Air das erste Konzert in Essen. Daher kann Felix nur schwer einschätzen, wie die Besucher des Festivals die Band gleich empfangen. „Das einzige, was man höchstens sagen könnte - bis jetzt hat unsere Musik in NRW immer gut funktioniert“, sagt er und lacht.
Außerdem schwärmt er von der Lage: „Ich mag’s einfach lieber grün als grau“, sagt er noch und schaut sich auf dem Gelände um.
Als Adam Angst schließlich die Bühne betreten, ist das Gelände voll - wesentlich voller, als es Felix noch vor wenigen Minuten erwartet hat. Die Menschen stehen hier dicht gedrängt und starren auf die Musiker, die jetzt die Bühne betreten.
Spätestens nach der Hälfte des Konzerts ist das Publikum genügend aufgewärmt: Die Menge springt und klatscht zur Musik, die ersten lassen sich über die Köpfe der anderen tragen, die meisten sind so textsicher, dass sie mindestens die Refrains mitschreien können.
Gitarrist bedankt sich bei der Stadt
Bevor Felix dem Publikum schließlich von den Flüchtlingen erzählt, bedankt sich David noch bei der Stadt. David ist Gitarrist bei Adam Angst, spielt aber auch bei der Band „FJØRT“, die letztes Jahr schon in Werden aufgetreten ist.
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Damals hat er das Unwetter selber erlebt und auch hautnah mitbekommen, wie die gesamte Festival-Crew half, die Besucher sicher vom Gelände zu bringen: „Vielen Dank, dass die Stadt Essen dieses Ereignis nicht als Grund gesehen hat, das Festival dauerhaft zu beenden“, ruft er in sein Mikrofon und bekommt dabei lautstarke Unterstützung vom Publikum.
Nach rund 40 Minuten steht Felix wieder hinter der Bühne und lacht: „Es waren wirklich unerwartet viele Leute da, und die sind auch noch alle mitgegangen“, freut er sich. Gerne würde er noch einmal mit seiner Band hier auftreten. „Das Problem ist leider, dass man wahrscheinlich nicht zweimal hintereinander für das Pfingst Open Air gebucht wird.“
Nachdem Felix nach der Ankunft in Werden von den Flüchtlingen gehört hatte, stattete er den Bewohnern kurz einen Besuch ab. Die Geschichte der helfenden Flüchtlinge sei schließlich das beste Beispiel dafür, dass wir alle nichts weiter seien als Menschen: „Und jeder Mensch braucht irgendwann einmal in irgendeiner Form Hilfe“.