Essen. . Rund um den Willy-Brandt-Platz in der Essen Innenstadt soll künftig großflächig ein Alkoholverbot gelten. Dabei gibt es juristische Risiken.

In Freiburg und Tübingen ist es juristisch gescheitert, in Bonn gilt es aber bis heute und nun will auch die Stadt Essen die Trinkerszene in der Innenstadt robuster bekämpfen: Auf ausdrücklichen Wunsch nicht zuletzt von Oberbürgermeister Reinhard Paß (SPD) bereitet Ordnungsdezernent Christian Kromberg (CDU) derzeit ein Ortsgesetz vor, das das Trinken von Alkohol am Willy-Brandt-Platz und entlang des Handelshofes bis ungefähr zur Stadtbibliothek verbieten wird.

Der Verwaltungsvorstand sieht darin den richtigen Weg, um die Trinkerszene zu vertreiben, die in der Essener Innenstadt immer mehr zur Belastung für Passanten und Geschäftsleute geworden ist. Der Rat muss den Plänen noch zustimmen, die Mehrheit ist keineswegs sicher, doch Kromberg gibt sich kämpferisch und will auch juristische Risiken in Kauf nehmen, um endlich einen Fortschritt zu erzielen.

Zuvor müssen noch Gespräche geführt werden zwischen den beteiligten Ämtern, mit den Sozialverbänden und der Polizei. „Wir gehen da ergebnisoffen rein und sind auf das Konzept gespannt“, sagt Polizeisprecher Ulrich Faßbender. Sollte es zum Verbot kommen, könnte bei den Kontrollen die Ordnungspartnerschaft von Polizei und Stadt wieder verstärkt zum Einsatz kommen.

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Alkoholverbot in Bonn: Szene ist umgezogen

In Bonn nutzt man seit 2008 ein Alkoholverbot, um gegen die Trinker- und Drogenszene zu kämpfen. Die Trinker sind umgezogen. In einen Bereich, der besser kontrollierbar ist und auf den die Sozialarbeiter direkten Zugriff haben. Die Bonner Verwaltung bilanziert: Stadtbild verbessert, subjektives Sicherheitsgefühl gesteigert, Sozialkontrolle für die Trinker erhöht. Das „Bonner Loch“, wie es heißt, hat sich bewährt und soll jetzt für um fünf Jahre verlängert werden. Normale Passanten, die das Verbots-Areal mit Bierflasche in der Hand überqueren, werden übrigens nicht sanktioniert. Das könnte künftig auch auf dem Heinrich-Reisner Platz gelten, auf dem Jugendliche und junge Erwachsene samstags gerne vorglühen, bevor sie dann in die Disco gehen.

Oliver Balgar, Projektleiter bei der „Suchthilfe direkt“ und Fachmann für das „Pick up“-Projekt, sieht das Verbot skeptisch. „Die Szene trifft sich dort, weil es ein zentraler Platz ist. Die Bahn und das Bier im Discounter sind nicht weit. Das ist halt bequem.“ Balgar weiter: „Man sollten nicht glauben, dass es den Menschen dort gefällt, von Passanten immer wieder beschimpft zu werden.“ Der Sucht-Experte setzt auf Angebote: „Wie Arbeit, dann sind sie beschäftigt.“ So funktioniert Pick-Up, das Putzen für Bier.

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Ob die Trinkerszene zum Umzug an den neuen Wunsch-Sammelplatz einige hundert Meter weiter zwischen Hauptbahnhof und Ibis-Hotel, wo einst die Caritas-Suppenküche war, motiviert werden kann? „Ich weiß es nicht“, sagt Balgar. Manches müsse man probieren. „Und Nachjustieren ist ja immer möglich.“