Essen. 2014 wurden bundesweit 1700 Zusteller der Post und Paketboten von Hunden verletzt. In einem Seminar sollen sie den richtigen Umgang mit den Vierbeinern lernen.

Bakuma ist aufgeregt. Die belgische Schäferhündin rennt hin und her, bellt, zerrt an der Leine. Ramazan Bozacioglu beobachtet das Spektakel aus sicherer Entfernung. Dem Paketzusteller ist die Hündin suspekt, „ich halte da lieber sicheren Abstand“, sagt er und gibt unumwunden seine Angst zu. Genau die soll er heute überwinden: Denn Bozacioglu ist Teilnehmer eines Seminars, das ihn und andere Postzustellern im Umgang mit Hunden schulen will.

Es klingt wie ein Klischee: Der Hund, der nach den Hosenbeinen des Postboten schnappt. Doch tatsächlich kommt es immer wieder zu Unfällen mit Verletzungen bei den Begegnungen zwischen Postbote und bellendem Vierbeiner. Und die können nicht nur teuer für die Post werden, sondern auch die Gesundheit der knapp 100.000 Zusteller beeinträchtigen, die bundesweit unterwegs sind. 1700 Vorfälle waren es im vergangenen Jahr, weiß Post-Sprecher Dieter Pietruck.

"Nichts gegen Hunde...aber"

Darum also wird seit drei Jahren das bislang noch freiwillige Seminar mit dem Titel „Nichts gegen Hunde...aber“ angeboten. Zwölf Postzusteller, die meisten noch in der Ausbildung, stehen auf dem großen Parkplatz vor der Post-Niederlassung im Essener Norden und halten respektvoll Abstand. Dort hat Seminarleiter Michael Pfaff, Polizist und Hundeführer, gerade den nächsten belgischen Schäferhund geholt. Mogli ist eine imposante Erscheinung, ein Kraftpaket auf vier Beinen. „Wenn der zubeißt, dann wächst kein Gras mehr“, sagt Ali Karakas. „Der will nur spielen“, sagt Pfaff und drückt dem Azubi ein Beißkissen in die Hand.

Mogli schnappt zu – und lässt nicht mehr los. Ein wenig rangeln Mensch und Hund um die Wette, dann gewinnt Mogli und trabt mit dem Kissen weg. „So bekommt man ein Gefühl dafür, wie der Hund gelagert ist“, wendet sich Pfaff an die Teilnehmer. Und verrät ihnen einige Tricks: Zum Beispiel den mit dem Käppi. „Aufgeregten Hunden, die euch entgegenkommen, die Käppi hinwerfen, dann sind sie zufrieden.“

Wenn das mal so einfach wäre. So kennt Daniela Braun Hunde, die schon vor der Tür gespannt auf den Postboten warten. Ihr Signal zum Zubeißen ist das Klappern am Briefkasten. „Ich habe mir angewöhnt, keinen Finger durch den Schlitz zu stecken“, sagt sie. Obwohl mit Hunden aufgewachsen, hat sich die junge Frau ein paar Mal in einer brenzligen Lage wiedergefunden: „Ein Hund hat mich mal gestellt, ich konnte mich nicht mehr bewegen.“ In dieser Situation hilft auch kein Leckerli mehr. „Die sind sowieso verboten“, fügt Pfaff hinzu. Denn sie konditionieren Hunde und schüren eine Erwartungshaltung gegenüber den Menschen in der gelben Uniform. „Wenn dann ein Springer kommt, der keine Leckerlis dabei hat, kann es schon mal unangenehm werden.“

Für den Postler und den Hund.