Kaum jemand kann noch etwas mit dem Namen Karl Imhoff anfangen. Doch jedes Mal, wenn die Bewohner des Ruhrgebietes heute ihre Wasserhähne öffnen, aus denen sauberes und trinkbares Wasser fließt, müssten sie dem Ingenieur und späterem Geschäftsführer des Ruhrverbandes danken.

Denn als Cholera und Typhus an der Ruhr noch gängige Krankheiten waren, setzte Karl Imhoff mit seinem 1913 erstelltem Gutachten zur „Reinhaltung der Ruhr“ neue Maßstäbe. Er regte nicht nur die Gründung des Ruhrverbandes und des Ruhrtalsperrenvereins an, sondern entwickelte gleichzeitig ein biologisches Reinigungsverfahren für Abwässer. Seine Leistungen und die damit verbundene Geschichte des Wassers an der Ruhr zeigt der Ruhrverband in einer historischen Sammlung, die ab sofort alle interessierten Bürgern besuchen können. Zumindest einmal in der Woche öffnet das hübsche Bruchsteinhaus im Annental – in direkter Nachbarschaft zur 1925 in Betrieb genommenen Kläranlage Rellinghausen und vis-à-vis der Annenkapelle – für zwei Stunden seine Pforten.

„Bislang konnten nur angemeldete Gruppen an einer Führung teilnehmen, doch das ist uns zu wenig“, sagt Markus Rüdel, im Ruhrverband für die Unternehmenskommunikation zuständig. Und es wäre auch zu schade, denn die kleine Sammlung, die sich im Untergeschoss der ehemaligen Gasübernahmestation befindet, ist ansprechend aufbereitet und einen Besuch wert.

Es sind vor allen die alten Fotos, Pläne und Dokumente, die den Besucher in den Bann ziehen. Darunter viele Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Ruhr, des Baldeneysees und der zahlreichen Ruhrtalsperren. „Jahrhundertelang versorgte das wenige Grundwasser und das Wasser der Ruhr die hier lebenden Menschen mit Trinkwasser“, weiß Rüdel.

Doch mit dem industriemäßigen Kohleabbau und der wachsenden Stahlindustrie stieg die Einwohnerzahl sprunghaft an. Lebten in Essen 1850 noch um die 45 000 Menschen, waren es 1913, im Gründungsjahr des Ruhrverbandes, bereits 320 000 Einwohner. Das Wasser reichte nicht mehr aus, war zunehmend durch die Industrieabwässer verunreinigt und machte die Menschen krank. Fotos, auf denen Frauen vor rauchenden Schloten ihre Wäsche im dreckigen Ruhrwasser waschen, oder Kinder auf Straßen spielen, durch die das Abwasser läuft, bezeugen das. Diese Zustände hat Karl Imhof grundlegend verändert. Einzig die Nationalsozialisten würdigten seine Verdienste um das saubere Wasser nicht: 1934 zwangen sie den Sozialdemokraten Imhoff zum Rücktritt.