Essen. Zum Internationalen Museumstag öffnete das Ruhr Museum am Wochenende die Türen zu seinen Depots. Es gibt dort immerhin rund 50 000 Exponate.
„Genießen Sie den Einblick, der Ihnen sonst nicht gewährt ist“, sagt Patrick Jung und dreht sich zur Glastür. Im Vorraum entschärft der Archäologe den gesicherten Eingang mit dem richtigen Zahlencode. Nachdem die letzte Besucherin die Tür hinter sich zugezogen hat, summt das Schloss. Von außen kommt nun niemand mehr herein. „Wie Sie merken, tun wir einiges, um die Objekte zu sichern.“
Im Depot für Archäologie des Ruhr Museums liegen rund 50 000 Stücke aus unterschiedlichen Epochen. „Alles, was weder in Dauer- noch in Sonderausstellungen gezeigt wird“, erklärt Patrick Jung. Für den Mann mit der eckigen Brille und dem dunklen Cordjacket ist der Lagerraum sein täglicher Arbeitsplatz. Abgeschottet von der Außenwelt, betreut er das Depot, neue Fundstücke und die Auswahl für Ausstellungen. Zum Internationalen Museumstag bekommen rund 15 Besucher Zutritt zu den streng gesicherten Räumen.
Dabei wirkt das Innere des Magazins wenig außergewöhnlich: Rollregale aus Metall reihen sich aneinander und beherbergen die antiken Schätze. Einige besondere Stücke hat Jung bereits auf einen großen Tisch ausgelegt.
Ton und Stein sind beständig
„Die meisten Fundstücke sind aus gebranntem Ton oder Stein“, erklärt er und zieht sich weiße Handschuhe aus Baumwolle über. „Die verändern sich nicht und überstehen Jahrhunderte.“ Vorsichtig nimmt der Archäologe einen massiven Steinbrocken in die Hand. „Das hier ist ein Faustkeil – eines unsere ältesten Stücke.“ Mehrere tausend Jahre habe das Werkzeug schon auf dem Buckel. „Die Menschen haben es für alles benutzt: zum Hacken, zum Schneiden oder als Wurfgeschoss.“
Auch ein 3500 Jahre altes Schwert aus der Bronzezeit, eine Haarnadel aus dem Iran oder Öllampen aus dem alten Rom lagern in den Regalen. Sogar bronzezeitliche Urnen und die dazugehörige menschliche Asche vom Gräberfeld in Hülsten packt der Archäologe auf den Tisch. „Wir haben auch viele Fundstücke aus der Region“, sagt Jung und zeigt eine mittelalterliche Keramik aus dem dreizehnten Jahrhundert, die auf der Isenburg gefunden wurde.
Ob durch Ankäufe, Schenkungen und eigene Ausgrabungen, die Sammlung vergrößert sich stetig. Alles könne dabei natürlich nicht ausgestellt werden. Deshalb landen viele der Fundstücke bei Patrick Jung. „Wir bemühen uns aber, die Objekte nicht komplett unter Verschluss zu halten“, sagt er. Wissenschaftler, aber auch Schüler arbeiten von Zeit zu Zeit mit den Exponaten. Und man kann schließlich nicht wissen, ob Forscher in 50 oder 100 Jahren in dem einen oder anderen Stück einen Wert erkennen, der heute noch im Dunkeln liegt.