Essen. Brigitte und Christian Gnaß arbeiten an einer Zukunft für den Lesepavillon, dem letzten Bau-Relikt der Gruga-Erweiterung 1965. Ab Spätsommer sollen Besucher hier wieder schmökern können.

Jahrelang war Brigitte Gnaß am alten Gruga-Lesepavillon vorbeigejoggt und machte sich ihre Gedanken über das formschöne, aber erkennbar wenig genutzte Gebäude. Das letzte bauliche Relikt der bahnbrechenden Gruga-Erweiterung von 1965 thront über der großen Tummelwiese, droht aber seit langem zu verfallen. Den letzten Anstoß sich ehrenamtlich zu engagieren, gab die WAZ-Serie „100 besondere Orte“, die gerade diesen Teil der Gruga würdigte. Nach einem Jahr Vorarbeit und vielen Gesprächen mit der Park-Verwaltung stellen Brigitte und Christian Gnaß aus Holsterhausen nun ihre Pläne vor. Der Pavillon soll aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und wieder ein kultureller Mittelpunkt werden.

„Kulturbau im Grugapark“ - kurz „Kubig 400“, heißt ihr Projekt, wobei der Name mit den rund 400 Kubikmetern Raumvolumen des Pavillons spielt. „In einem ersten Schritt wollen wir die alte Funktion reaktivieren“, sagt Christian Gnaß. In dem rundum verglasten Bau kommt ein fahrbarer Schrank mit Büchern und Zeitschriften rund um die Themen Architektur, Kunst, Wohnen, Parknatur, Holzstühle sollen Besucher zum Verweilen und Schmökern einladen.

Eisenträger bekamen neue Farbe, Oberlichter wurden repariert

Geöffnet werden soll der Pavillon ab Spätsommer zunächst sonntags, das Ehepaar und ein Dutzend Mitstreiter wollen sich abwechseln beim Führen der Aufsicht, selbst eine recht konsequente Hausordnung wurde schon gemeinsam mit der Park-Leitung erlassen.

Dass Brigitte und Christian Gnaß es ernst meinen, konnte man in den letzten Wochen bereits sehen. Die schmalen weißen Eisenträger bekamen in Eigeninitiative neue frische Farbe, innen sind die lange defekten Oberlichter wieder klappbar, eine Grundreinigung gab’s auch. Die Gruga hilft, indem sie im Rahmen eines Ausbildungsprojekts den Eingangsbereich saniert. Auch das Dach harrt noch einer Reparatur.

Die Gnaß’ haben sich ein wenig in das Gebäude verguckt und dessen Wert klar erkannt: „Es ist faszinierend, wie die Planer damals ein Haus mit strengen geometrischen Formen schufen und in die Natur stellten“, sagt Christian Gnaß, der gelernter Bauzeichner ist, Gestaltung studierte und in einem Architekturbüro arbeitet. Die klassische Moderne liebte solche Kunst/Natur-Kontraste, in ihrem Detail-Konzept zeigt das Ehepaar einen ganz ähnlichen Pavillon des berühmten Architekten Mies van der Rohe.

Perspektivisch soll es im „Kulturbau“ Lesungen geben, kleine Konzerte, Ausstellungen, vielleicht auch einmal Empfänge - alles Schritt für Schritt. Die Gnaß’ haben Ambitionen und vor allem Stil-Willen, aber Phantasten sind sie nicht.

Wer geeignete Bücher oder gute hölzerne Sitzmöbel (kein Müll!) übrig hat, wird gebeten sich per E-Mail zu melden: kubig400@web.de