Essen. Weil sie sich gegen Gewalt einsetzen und Kinder beim Lernen unterstützen, bekommen zwei Jugendliche der Frida-Levy-Schule den „Gandhi-Preis“ verliehen.

Den „Gandhi-Friedenspreis“ verliehen zu bekommen, das klingt vielleicht ein bisschen nach Weltfrieden und Vision, nach großem Ganzen und Mission, dabei hat Raphael Eck ganz andere Erfahrungen gemacht: Die heißen Schwitzkasten, Intensivstation und viele Jahre lang Kopfschmerzen.

Erstmals wird in Essen der „Gandhi-Preis für zivilcouragiertes Handeln“ vergeben, Stifter sind ein Wuppertaler Verein und die Evangelische Kirche in Essen.

Die beiden Preisträger sind Raphael Eck (17) und Chantal Mielenz (16), beide gehen zur Frida-Levy-Gesamtschule(Innenstadt). Vor vier Jahren, Raphael ging da noch zu einer anderen Schule, hat er auf dem Schulhof zwei Mitschülerinnen vor einem Angreifer geschützt: „Die sagten zu dem: Hör auf, uns anzumachen, aber der hat das nicht verstanden.“ Raphael ging dazwischen, da ließ der Zehntklässler von den Mädchen ab und nahm Raphael in den Schwitzkasten. Raphael stürzte unglücklich auf den Hinterkopf, verlor sofort das Bewusstsein: Krankenhaus, Intensivstation, Verdacht auf Hirnblutung. „An den gesamten Tag“, sagt Raphael heute, „habe ich keine Erinnerung mehr.“

Es folgten langwierige Untersuchungen und bange Wochen, es war unklar, ob Folgeschäden bleiben. Auch, als Raphael schon lange wieder aus dem Krankenhaus worden war, plagten ihn Kopfschmerzen, und bis heute muss er vorsichtig sein beim Sport: Die Aufprall-Stelle am Schädel ist gefährdet. „Ich darf da nicht noch mal drauffallen.“

Man riet ihm dazu, gegen den Zehntklässler Anzeige zu erstatten, doch: „Ich wusste, dass der kurz vor seinem Schulabschluss steht. Da hab’ ich drauf verzichtet. Er hat sich bei mir persönlich entschuldigt, das hat mir ausgereicht.“

Raphael würde heute wieder so handeln, trotz der schwerwiegenden Folgen, die der Vorgang für ihn hatte: „Ich habe einfach nicht nachgedacht, ich habe einfach gehandelt.“

„Die Preisträger sind Friedensstifter, die zeigen, wie Zivilcourage ganz konkret umgesetzt werden kann“, lobt Marion Greve, die Superintendentin der Evangelischen Kirche in Essen.

Die Preisverleihung findet am Samstag, 16. Mai, um 16 Uhr in der Marktkirche statt. Sie bildet den Abschluss der Ausstellung „Peace Counts“, die sich mit dem 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltrkieges beschäftigt hat.

Weniger spektakulär auf den ersetn Blick, dafür umso bedeutsamer ist das Wirken der Schülerin Chantal Mielenz, die ebenfalls mit dem Gandhi-Preis bedacht wird: „Ich beschäftige mich gerne mit Kindern“, erzählt die Schülerin, die „Erzieherin“ als Berufswunsch angibt. Einmal pro Woche engagiert sie sich zwei Stunden lang in benachbarten Grundschulen, gibt Hausaufgabenhilfe und hilft den Kindern beim Lernen. „Bildungsbande“ heißt die Aktion der Frida-Levy-Schule für engagierte Schüler der Jahrgangsstufen neun und zehn. „Diese Stunden sind fester Bestandteil in der Stundentafel“, berichtet Berthold Kuhl, Leiter der Frida-Levy-Gesamtschule.

„Ihr Engagement“, loben die Ausrichter des Preises, der mit 100 Euro dotiert ist, „ist ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man sich engagieren kann - mit großem persönlichen Einsatz kümmert sich Chantal um die Interessen und Probleme der jungen Schüler.“