Essen. . Über die mögliche Schließung des Grugabades wird erhitzt diskutiert. Zumal Essens Bäder-Landschaft bereits unter sehr begrenzten Öffnungszeiten leidet.
Der in einem Gutachten geäußerte Sparvorschlag, das Grugabad zu schließen, hat in Essen für Aufregung gesorgt. Auch weil sich die Bäder-Landschaft längst am Limit bewegt: Wie unser Hallenbad-Test ergab, ärgern sich die Badegäste besonders über die extrem eingeschränkten Öffnungszeiten.
Während Sauberkeit und Personal in der Regel gelobt wurden, kritisierten viele Befragte, dass just am Sonntag die Hälfte der zehn Essener Hallenbäder geschlossen ist. Die anderen sind nur vormittags geöffnet; als letztes schließt sonntags das Schwimmzentrum Rüttenscheid – um 15 Uhr. Viel besser sieht es auch samstags nicht aus.
"Gehe nur noch ins Ratinger Allwetterbad"
„Ich gehe mit meiner Familie nur noch ins Ratinger Allwetterbad“, sagt ein Vater aus Heisingen. Während man sich bei Essens Bädern durch komplizierte Stundenpläne arbeiten muss, hat das Ratinger Bad täglich von 6.45 bis 22 Uhr geöffnet, sonntags bis 20 Uhr. Also 104,75 Stunden pro Woche. Zum Vergleich: In Essen liegt Rüttenscheid mit 78,75 Stunden einsam an der Spitze (siehe Tabelle unten).
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„Eigentlich müssten wir auch ein Bad haben, in dem man rundum die Uhr schwimmen kann“, räumt Sportdezernent Andreas Bomheuer ein. Allerdings müsse jede Änderung bezahlbar sein. Damit dürfte sich das Thema erledigt haben. So sagen die Sport- und Bäderbetriebe unmissverständlich: „Der derzeitige Personalstand lässt erweiterte Öffnungszeiten nicht zu. Bei dauerhaft erweiterten Zeiten muss zusätzlich Personal eingestellt werden. Wir dürfen keine Stundenverträge abschließen, sondern müssten Teilzeitverträge eingehen.“ Angesichts der jetzt aufgeflammten Spardiskussion ist das völlig undenkbar.
Bäder sind dank Schulen und Vereinen gut ausgelastet
Gut ausgelastet seien die Bäder trotzdem, betont Bomheuer, und verweist auf das Schul- und Vereinsschwimmen. Doch nicht nur diese Stunden werden von der öffentlichen Badezeit abgeknapst: Fünf der Hallenbäder betreibt die Stadt in Zusammenarbeit mit Vereinen, das Friedrichsbad ist komplett an den Espo verpachtet. Vereinsgeführte Bäder bringen Essen jährliche Einsparungen von 100 000 bis 150 000 Euro. Die Vereine wiederum funktionieren die Bäder meist zu Sport- und Gesundheitszentren um. Denn an Fitnesskursen – auch im Wasser – lässt sich anders als am Badegast verdienen. „Das Kursangebot wird ungemein gut nachgefragt“, lobt Bomheuer, gibt aber zu: „Die Laufkundschaft wird verdrängt.“ So bietet manches Bad am Wochenende Aquafitness an oder ist für Kindergeburtstage zu mieten – nur die Schwimmer bleiben draußen.
„Ich will keinen Kurs buchen, sondern einfach spontan schwimmen“, sagt Leserin Elke Toubartz. Dass es etliche Bürger wie sie gibt, hat man zuletzt in Rüttenscheid beobachtet: Seit 2012 gibt es dort drei lange Abende bis 21.30 Uhr – ein Angebot, das für ein Besucherplus von 10,5 Prozent sorgte. Doch die Stadt rechnet vor, dass jede zusätzliche Stunde Öffnungszeit mit mindestens 136 Euro (Friedrichsbad) bezuschusst werden muss – in Rüttenscheid sogar mit 383 Euro.
Gleichzeitig macht sich überall Sanierungsbedarf bemerkbar: Für das Hallenbad Borbeck sind knapp 5 Millionen Euro eingeplant, im Grugabad fehlen 14 Millionen. Und nun steht die Reparatur des Sportbeckens in Kettwig an: Mindestens 200 000 Euro kostet die; bei einer vernünftigen Instandsetzung wird eine Million Euro fällig.