Essen. Stefanie Rösner spielt am Grillo-Theater in dem Nahost-Drama „Verbrennungen“ und mischt neuerdings die ARD-Serie „Verbotene Liebe“ auf

Die Gefühle ihrer Figuren trägt sie alle in sich. Stefanie Rösner verkörpert die politische Aktivistin Sawda in dem erschütternden Nahost-Drama „Verbrennungen“ mit Wut im Bauch und lotet Mila von Draskow, den Neuzugang in der Seifenoper „Verbotene Liebe“, zwischen Vergeltungsdrang und Sehnsucht nach einem normalen Leben aus. „Ich nehme meine Figuren ernst. Ich schreibe bis heute meine eigenen Rollenbiografien. Bei ,Verbotene Liebe’ mache ich keine Ausnahme“, sagt die Schauspielerin.

Wachgeküsst von Plenzdorfs „Die neuen Leiden des jungen W.“ folgte früh ihre berufliche Prägung. Mit 17 sammelte die waschechte Berlinerin in einem Off-Theater erste Erfahrungen und ihr wurde klargemacht, dass man die Bühne fegt, bevor man sie erobert. „Ich habe von Anfang an mitbekommen, dass man mit gelerntem Text bei der Probe zu erscheinen hat, dass man verlässlich sein muss und dass es dazugehört, den Arbeitsplatz sauber zu machen“, erzählt sie.

Das Studium in Leipzig wappnete sie für die künftigen Anforderungen. „Ich sah mich immer auf der Bühne“, erinnert sie sich. Am liebsten am Deutschen Theater in ihrer Heimatstadt. Sie ging nach Weimar. In klassischen Rollen wie der Julia in „Romeo und Julia“, der Luise in „Kabale und Liebe“ oder der Marie in „Woyzeck“ war sie zu sehen und wusste in dem Solo „Ritzen“ glaubhaft zu spielen, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Am Schauspielhaus Düsseldorf wurden Timing und Tempo in Komödien wie „Der Parasit“ und „Bunbury“ eine neue Herausforderung.

Und dann kam „Verbrennungen“. „So eine Rolle wie die Sawda hatte ich noch nie gespielt. Sie ist eine Frau, die erkennt, dass im Krieg lesen, schreiben, denken lernen nichts bringt und nur im bewaffneten Kampf die Befreiung sieht. Das verlangte mir viel Härte ab“, erklärt Stefanie Rösner, die kurz zuvor noch für neun Folgen von „Verbotene Liebe“ vor der Kamera gestanden hatte.

Die Rolle der Mila ist vielschichtig

Für sie ist es ein Kontrastprogramm, doch kein Konflikt. „Dass ich inzwischen frei arbeite und die Miete bezahlt werden muss, war drittrangig für die Entscheidung. Ich sagte zu, weil die Rolle der Mila vielschichtig ist, ich noch keine Dreherfahrung hatte und einen bezahlten Kamerakurs bekam“, so die 32-Jährige. Nun ist sie vorerst jeden Freitag Mila von Draskow, die in jungen Jahren genötigt und in der Psychiatrie zum Schweigen gebracht wurde. Als erfolgreiche Malerin schleicht sie sich in die Familie von Lahnstein ein, um die verantwortlichen Herren zur Rechenschaft zu ziehen. Klingt klischeebeladen. Aber Stefanie Rösner sieht Potenzial: „Für mich ist sie nicht fies und gehässig, sondern eine verletzte, gebrochene Frau.“

Wenn man sie lässt, wird sie beide Rollen weiter spielen. Die eine ohne große Betroffenheit. Die andere auch mit „Pipi in den Augen“. „Nur beim Drehen kann man sich nicht wie im Theater an die Gefühle ranschleichen“, sagt sie. „Sie müssen auf den Punkt da sein. Tränenstifte sind ein probates Mittel, habe ich bisher jedoch abgelehnt.“