Essen. . Die Sauna- und Sole-Landschaft im Revierpark Nienhausen punktet mit Vielfalt und einem schönen Garten, ist aber hie und da arg in die Jahre gekommen.

Ein Stück Essen auf Gelsenkirchener Stadtgebiet: So könnte man den Gesundheitspark Nienhausen mit seiner großen Sauna- und Sole-Landschaft augenzwinkernd nennen. Laut Zählungen sind immerhin 55 Prozent der jährlich 160 000 Besucher Essener, die Stadt Essen ist zudem mit 25 Prozent am gesamten Revierpark inklusive der Bäder- und Fitness-Komplexe beteiligt und stellt mit Grün-und-Gruga-Werkleiter Bernd Schmidt-Knop auch einen von drei Geschäftsführern. Die anderen Anteilseigner sind der Regionalverband Ruhr (50%) und die Stadt Gelsenkirchen (25%). „Sauna- und Sole-Bereich arbeiten so gerade kostendeckend“, sagt Bernd Schmidt-Knop. Hohe Verluste schreibt das benachbarte Freibad. Und auch die Zahl der Besucher in Sauna und Sole war mal höher, bedauert Schmidt-Knop. Wachsende Konkurrenz und ein Abflauen des Wellness-Trends machten sich bemerkbar. Vorteil: Überfüllung kennt Nienhausen nur selten.

Der äußere Eindruck

Der ursprünglich im Jahr 1972 errichtete Zweckbau ist erst einmal keine Augenweide, aber es wurde kontinuierlich saniert und verändert, und der vor einigen Jahren neu gestaltete Eingangsbereich war jedenfalls eine Verbesserung. Im Innern empfängt den Besucher dann eine ebenso wilde wie ernüchternde Mischung aus neuer und ziemlich angejahrter Bad-Innenarchitektur. Die Aufenthaltsqualität ist unter dem Niveau moderner Sauna-Landschaften, und auch die Gruga-Therme als direkte Konkurrenz hat da mehr zu bieten. Ob es beispielsweise noch zeitgemäß ist, einen Sauna-Trakt derart mit Hydro-Pflanzen zuzustellen? Eine positive Überraschung ist der großzügig bemessene und hübsch bepflanzte Saunagarten, der eindeutig zu den Stärken von Nienhausen zählt. Hier finden auch stark Ruhebedürftige ohne weiteres ihr Refugium.

Saunen und Becken

Preise, Öffnungszeiten Erreichbarkeit

Gesundheitspark Nienhausen, Feldmarkstraße 201, 45883 Gelsenkirchen, 0209-941 31-0, www.revierpark-nienhausen.de

Geöffnet: Mo-Do 9-22 Uhr, Fr-Sa 9-23 Uhr, So und Feiertag 9-22 Uhr. Jeden ersten Freitag im Monat (wenn kein Feiertag) von Oktober bis März „Mitternachtssauna“ bis 1 Uhr.

Preise: Zwei Stunden 11 Euro, vier Stunden 13 Euro, Tageskarte 15 Euro (Sonn- und Feiertagszuschlag, jeweils drei Euro). Bei der Elferkarte entfällt der Aufschlag.

Anbindung: In der Regel ausreichend Parkplätze auf dem Vorplatz und an der Straße. ÖPNV: Straßenbahnlinie 107, Haltestelle Revierpark Nienhausen.

Die Freude nimmt zu, denn die Vielfalt ist beeindruckend. Nienhausen hat neben der Gemeinschaftssauna mit vier unterschiedlichen Schwitzkästen noch zwei kleinere Sauna-Bereiche exklusiv für Damen und sogar für Herren - letzteres ist ungewöhnlich, aber warum nicht. Schön, dass sich im Gemeinschaftstrakt auch eine holzbefeuerte „Waldsauna“ findet. Überdurchschnittlich angenehm ist auch das mit Thermalwasser befüllte Außenbecken, beim Whirlpool und dem Massage-Strahl wird nicht am Druck gespart. Man wird so richtig durchgewalkt statt nur gestreichelt wie etwa in der Gruga-Therme. Das Innenbecken ähnelt stark einem in die Jahre gekommenen x-beliebigen Hallenbad und wird in der Woche stark von Bewegungsgruppen in Anspruch genommen. In der übrigen Zeit ist freies Schwimmen für alle.

Umkleiden und Sanitär

Die Umkleidebereiche sind schlicht, funktional und ausreichend dimensioniert. Der Abkühlbereich im Saunatrakt mit Schwallbrause, Schlauch, Kaltwasserbecken etc. bietet ordentlichen Standard, ebenso die Fußwärmbecken, sofern man nicht von Hydro-Pflanzen bedrängt wird. Bei den Toiletten in der Gemeinschaftssauna wäre mal eine Grundsanierung fällig.

Extras

Der Gesundheitspark hat eine Gaststätte im Vereinsheim-Look, über deren Qualität mangels Erfahrung nichts gesagt werden kann. So richtig zeitgemäß wirkt das ganze allerdings nicht. In den Saunen werden regelmäßig engagierte Aufgüsse zelebriert, wobei der Komik-Faktor variieren kann, je nachdem wie die Gäste aufgelegt sind.

Atmosphäre

Bewertung für Sauna und Sole-Bad Nienhausen

Plus: Für ein bodenständiges Publikum, dem gestalterische Feinheiten eher schnuppe sind, sind Sauna und Sole-Bad Nienhausen schon wegen des guten Preis-Leistungs-Verhältnisses zu empfehlen. Substanz ist okay, alles funktioniert, der Garten ist richtig gut.

Minus: Von modernen, aufwändig gestalteten Saunalandschaften ist Nienhausen weit entfernt, was sich schon mangels Geld nicht mehr ändern wird. An Details kann und sollte man aber mehr arbeiten. Auffallend die arg happigen Zuschläge an Sonn- und Feiertagen.

Tagsüber vor allem in der Woche viel älteres und ruhiges Publikum, das sich nicht zuletzt Linderung von allerlei Gebrechen erhofft. Abends und am Wochenende werden Sauna und Sole dann eher zum Treff für waschechte Nord-Ruhries mit und ohne Migrationshintergrund - Typus rau, aber herzlich. Etwas Toleranz gegenüber lautstarken Männerrunden, die auch in der Sauna das Plaudern nur ungern lassen, ist dann unerlässlich. Dass Kabarettist Uwe Lykow alias Herbert Knebel in Nienhausen öfter gesehen wird, ist jedenfalls absolut naheliegend. Jede Wette, dass der Mann hier gute Anregungen für sein Programm bekommt. Zartbesaitete Seelen sind allerdings genau deshalb wahrscheinlich besser in der Gruga-Therme aufgehoben. Und wem es dort allzu etepetete zugeht - umgekehrt! So wird hoffentlich jeder glücklich.