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Bus- und Bahnfahrer gehören per se nicht zu den Spitzenverdienern im städtischen Rund. Doch jetzt zwingt die akute Finanzkrise die Essener Verkehrs-AG, bei der eigenen Belegschaft die Hand aufzuhalten – damit das Unternehmen flüssig bleibt.

Zur Debatte steht unter anderem, Erschwerniszulagen, das Jubiläumsgeld oder Zuschläge für die Rufbereitschaft zu streichen. Gut möglich auch, dass den Evag-Mitarbeitern das Firmenticket gestrichen wird und sie künftig fürs Bus- und Bahnfahren selbst zahlen müssen.

Schlechte Aussichten zudem für die gut 100 befristet angestellten Mitarbeiter, denn eine Umwandlung ihrer Arbeitsverträge in dauerhafte Jobs ist wackeliger denn je. Und nicht zuletzt müssen auch die 60 Auszubildenden unterm blau-gelben Evag-Signet um ihre Übernahme bangen.

Mit diesem Sparkatalog konfrontierte Evag-Vorstandschef Michael Feller gestern die 1.879 Köpfe zählende Belegschaft bei drei hinterein-ander geschalteten Betriebsversammlungen in der Messe: „Von den nun anstehenden Sofortmaßnahmen werden ausnahmslos alle Mitarbeiter betroffen sein, und zwar beim Vorstand angefangen. Wir werden zuerst bei uns selbst anfangen zu sparen und erst danach der Stadt Essen Kürzungen im Nahverkehr vorschlagen, denn diese betreffen ganz unmittelbar unsere Fahrgäste und Kunden und werden die Mobilität in unserer Stadt einschränken.“

Wie viel Geld man auf diese Weise den Evag-Mitarbeitern abverhandeln will, sagte Feller gestern nicht. Und unklar bleibt zunächst auch, ob die Sparliste eine auf Zeit sein soll oder zu dauerhaften Kürzungen führt. Der Vorstandschef appellierte an den Zusammenhalt aller Mitarbeiter, doch das Echo war verhalten: „Die Stimmung war sehr bedrückend. Das geht an die Substanz“, sagt Betriebsrats-Chef Detlef Barz.

Denn ein mehr oder weniger strenger Sparkurs gehört seit Jahren zum Liniennetz der Evag: Binnen 20 Jahren, von 1994 bis 2013, habe man den von der Stadt aufzufangenden Verlust um 7,2 Millionen Euro verringern können. Gleichzeitig wurden die Fahrgastzahlen um rund 17 Prozent gesteigert. Bei einem Rückgang der Beschäftigten-Zahl um etwa 330 auf jetzt 1819 (plus 60 Azubis) ergebe sich, so Feller, eine Steigerung der Beförderungsleistung je Mitarbeiter um ein Drittel.

Für Betriebsrats-Chef Detlef Barz und manchen im Saal ist der Schuldige schnell gefunden: Stadtkämmerer Lars Martin Klieve. Was dieser durch zu spätes Gegensteuern eingebrockt habe, „muss die Evag jetzt auslöffeln“.

Dabei stehen die einschneidendsten Maßnahmen erst noch bevor.