Essen-Überruhr. Bei der Auktion auf dem Essener Rahmannshof wird Wallach Surprise versteigert. Der Erlös landet nicht in der Gestütskasse, sondern bei Straßenkindern.
Horst Treffehn war 17, als er bei einer Proberunde vom Pferd fiel und nie wieder aufgestiegen ist. Nun steht er dennoch in Überruhr auf dem Gestüt Rahmannshof, um ein Pferd kennenzulernen. Hier im Stadtteil hat der 57-Jährige früher als Schutzpolizist gearbeitet. „Der Hof ist mir nie aufgefallen“, sagt der Kriminalhauptkommissar, der sich heute beim Landeskriminalamt mit Internetkriminalität befasst. Privat hilft er seit langem mit seinen Freunden bedürftigen Kindern, zunächst im Ausland wie Rumänien, längst auch etwa Straßenkindern in Essen. Dazu haben sie vor 13 Jahren den gemeinnützigen Verein Wundertüte gegründet.
Dieser erhält jetzt von dem Gestüt eine tierische Spende: Den braunen Wallach Surprise, der zu ihren Gunsten versteigert wird und den Treffehn nun vom Boden aus als hübsch und groß bewundert.
Gestüts-Chef Thomas Blass hat Surprise für die vierte Springpferde-Auktion als „Charity-Pferd“auswählt. Der Pferdewirtschaftsmeister lebt mit seiner Familie auf dem Rahmannshof: mit 80 Pferden, die sie züchten und ausbilden – bis zu Spitzensportlern. In der kommenden Woche werden sich wieder hunderte Besucher auf dem Hof und in der Halle tummeln, wenn 22 Pferde unter den Hammer kommen. Darunter wird auch Surprise sein. Die Summe, die sein neuer Besitzer zahlen wird, geht aber nicht in die Gestütskasse, sondern an den Verein Wundertüte, erklärt Thomas Blass, der Surprise als einen gut entwickelten Dreijährigen beschreibt. Der lebte bisher in der Herde auf der Weide, wurde noch nie geritten.
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„Ein schönes Tier mit viel Talent“, sagt der Fachmann, der das Pferd als Fohlen kaufte. Surprise ist ein Holländer mit Holsteiner Abstammung und erfolgreichen Familienmitgliedern, die Olympia-Teilnehmer waren und internationale Preise gewannen, wie zuletzt sein Vater in den Niederlanden. Surprise selbst sei ausgeglichen, freundlich, und er bewegt sich gern. Geeignet sei er für ambitionierte Sportreiter wie Anfänger.
Das Anfangsgebot für Surprise: 2000 Euro. Thomas Blass geht davon aus, dass das Pferd bis zu 10 000 Euro für Straßenkinder einbringen wird. Was für den Verein mit einem Jahresbudget von höchstens 30 000 Euro die größte Einzelspende wäre, mache Surprise zum Schnäppchen. Denn der dürfte in einem Jahr seinen Preis verdreifacht haben, wenn er erst einmal in der Ausbildung zum Springpferd stecke, sagt Blass aus seiner Erfahrung. Investieren müsse sein Besitzer in der Zeit bis dahin etwa 3500 Euro in Futter und Stall.
Für heilpädagogisches Reiten wiederum will Horst Treffehn zumindest einen Teil der Spende nutzen: Für Kinder und Jugendliche, die auf der Straße gelebt und Missbrauch erfahren haben. Bis vor kurzem bestand dieses Angebot für sie noch: „Dann starb dieses Pferd.“ Treffehn schaut sich nun nach neuen Möglichkeiten um, damit zumindest die Mädchen und Jungen wieder im Sattel sitzen können.