Essen. Der Stille Alarm im Taxi kann im Zweifel leben retten – doch nur wenige wissen überhaupt darüber Bescheid.

Es ist ein Hilfeschrei, den kaum jemand kennt: Wenn das Schild auf dem Dach eines Taxis blinkt, hat der Fahrer einen sogenannten Stillen Alarm ausgelöst. Das passiert etwa dann, wenn ein gewaltbereiter Gast im Auto sitzt und ihn bedroht.

„Wer das Signal sieht, sollte sofort die Polizei rufen und Angaben zum Fahrzeug und vor allem zur Fahrtrichtung machen“, sagt Polizeisprecher Marco Ueberbach. Ganz wichtig: Auf keinen Fall dürfe man selbst aktiv werden und das Taxi auf eigene Faust verfolgen, um zu schauen, was sich im Inneren abspielt.

Alarm wird häufig aus Versehen ausgelöst

Doch fällt der Hilferuf im Alltag kaum jemanden auf – denn nur wenige wissen überhaupt, was das blinkende Schild auf dem Dach bedeutet. „Der Alarm ist sehr unbekannt in der Bevölkerung“, sagt Michael Rosmanek, der Vorsitzende von Taxi Essen, dem größten Dienstleister der Stadt. „Die Leute achten gar nicht darauf oder glauben, dass etwas am Fahrzeug kaputt wäre.“

Technisch lässt sich der Stille Alarm auf unterschiedliche Weise realisieren. In Essen sind zwei Varianten geläufig: Entweder blinkt das gesamte Taxischild oder es werden rote LED-Leuchten aktiviert. In den Fahrzeugen gibt es einen gut erreichbaren Knopf über den das Signal ausgelöst werden kann. Allerdings hat die einfache Erreichbarkeit auch einen Nachteil: Nicht selten kommen Fahrer aus Versehen an den Knopf und lösen den Alarm aus. „Bei mir stand schon mal die Polizei mit Waffe im Anschlag am Fenster, weil ich an den Knopf gekommen bin“, sagt Harryette Kathol-Perrier, stellvertretende Geschäftsführerin bei Taxi Specht. Trotz eines möglichen Fehlalarms: Die Polizei weist ausdrücklich darauf hin, auch im Zweifel den Notruf zu wählen.

Alarm trifft auf großes Interesse

Gegenüber dem herkömmlichen Vollalarm mit lautem Hupen hat die stille Variante den Vorteil, dass der Angreifer nicht so leicht darauf aufmerksam wird. „So lässt sich eine Gewaltspirale im Auto verhindern“, sagt Polizeisprecher Ueberbach.

Dass die Aufklärung über den Stillen Alarm in der Öffentlichkeit auf großes Interesse trifft, zeigte ein Facebook-Eintrag der Essener Polizei vor einigen Monaten. Rund 45.000 Menschen erreichte die Behörde damit in dem sozialen Netzwerk. Viele Nutzer gaben an, bisher nichts darüber gewusst zu haben.