Essen. Eine 40-Jährige und ihr sechs Monate altes Kind sind sechs Meter tief aus einem Flurfenster gestürzt. Die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus.

Familiendrama in Holsterhausen: Ein sechs Monate altes Baby ist nach dem Sturz aus einem Wohnhaus am Mittwoch im Krankenhaus gestorben. Rettungskräfte hatten vergeblich um das Leben des Mädchens gerungen. Jetzt ermittelt die Mordkommission gegen die Mutter des Kindes.

Die 40-Jährige war selbst lebensgefährlich verletzt worden, als sie  offenbar wenig nach dem Baby  aus dem Fenster stürzte. Nachbarn entdeckten Mutter und Kind um kurz nach 13 Uhr und alarmierten sofort die Rettungsdienste. Zu diesem Zeitpunkt gingen sie vermutlich noch von einem tragischen Unglücksfall aus. Die Anwohner meldeten über den Notruf, dass vor dem Eingang des Mehrfamilienhauses an der Langenbeckstraße/Ecke Albrechtstraße eine Frau und ein Baby lägen.

Frau lebte laut Nachbarn zurückgezogen

Die beiden wohnten im ersten Obergeschoss des Hauses, das unweit des Gemarkenplatzes liegt. Wie eine Anwohnerin berichtet, zog die Frau vor etwa vier oder fünf Jahren ein, lebte dort allein mit ihrem Baby. Gekannt hätten sie sich ohnehin nicht so richtig, sagt die Nachbarin. Als scheu beschreibt ein junger Familienvater die 40-Jährige. Er sei selbst vor einem Dreivierteljahr eingezogen: „Ich habe sie nicht ein Mal gesehen.“ Nur die Schwester habe er ein einziges Mal getroffen, sagt er. Das weinende und schreiende Baby aber, habe er regelmäßig gehört. „Vielleicht war die Mutter überfordert“, mutmaßt er nach der Tragödie.

Hilfe bei Depressionen und Suizid-Gedanken

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Als er am Mittwoch von der Arbeit nach Hause kommt, stehen viele der Nachbarn im Flur und sprechen über das, was wenige Stunden zuvor geschehen ist. Er habe dabei gehört, dass die 40-Jährige just an diesem Tag einen Termin mit einer Psychologin gehabt haben soll. Er selbst habe auch schon früher bei der Nachbarin geklingelt, „als wir ein Kabel im Haus verlegen mussten. Sie aber habe ihm nie geöffnet. „Das einzige was ich sah, war das brennende Licht in der Wohnung.“ Der Hausmeister habe dann alles telefonisch mit ihr geregelt, denn auch die Nachbarn über ihr etwa hatten so gut wie keinen Kontakt.

Nachbarn und Zeugen befragt

Am Mittwochmittag sollen es Anwohner aus dem gegenüberliegenden Haus gewesen sein, die die Frau und ihre kleine Tochter auf dem Bürgersteig liegen sahen und die Rettungskräfte alarmierten. Die trafen wenig später ein und versorgten die Mutter und das Baby noch vor Ort. Obwohl die ärztliche Hilfe so schnell kam und die beiden Schwerverletzten sofort intensivmedizinisch betreut wurden, verstarb das sechs Monate alte Mädchen am Nachmittag im  Krankenhaus.

Die Polizei befragte vor Ort umgehend Nachbarn und andere mögliche Zeugen. Nach dem Bild, das diese ersten Ermittlungen ergaben, übernahm am Nachmittag die Mordkommission die Ermittlungen. Nach bisherigen Erkenntnissen der Ermittler hatte die 40-jährige ein Flurfenster geöffnet, das sich zwischen der ersten und der zweiten Etage in einer Höhe von fünf bis sechs Metern befindet. Offenbar stürzte das kleine Mädchen deutlich vor der Mutter auf den Asphalt vor dem Haus. Alles deutet darauf hin, dass die Frau zunächst ihr Kind aus dem Fenster stürzte und dann hinterhersprang, um sich selbst das Leben zu nehmen. Auch Staatsanwaltschaft und Polizei gehen nach jetzigem Stand von einem Tötungsdelikt mit anschließendem Suizidversuch aus.

Nach den ersten Ermittlungen waren sie durch ein Flurfenster zwischen dem zweiten und dritten Stockwerk etwa fünf, sechs Meter tief gestürzt. Nachdem Kriminalpolizisten Nachbarn und weitere Zeugen befragt hatten, übernahm am Nachmittag die Mordkommission die Ermittlungen: Die Mutter soll das Flurfenster geöffnet haben, ihr Baby „deutlich vor der Mutter“ auf den asphaltierten Boden aufgeschlagen sein, so ein Polizeisprecher.

Das kleine Mädchen verstarb wenige Stunden nach dem Fenstersturz im Krankenhaus. Die Ermittler der Staatsanwaltschaft und der Polizei gehen von einem "Tötungsdelikt und anschließendem Suizidversuch" aus.