Bis zu 45 Mitarbeiter der RGE Servicegesellschaft Essen müssen nach NRZ-Informationen um ihren Job bangen. Die Unternehmensleitung der städtischen Tochter sieht für sie offenbar keine Verwendung mehr, nachdem der Asyl-Dienstleister European Homecare (EHC) die Verträge für die Sicherheitsdienste der RGE in den städtischen Behelfsunterkünften kurzfristig gekündigt hat. Bereits ab Mai soll stattdessen die Gelsenkirchener Stölting Service Group rund um die Uhr künftig für die Sicherheit in und an den Einrichtungen sorgen.

Offenbar hat sich die RGE nicht im Stande gesehen, mit ihren Kalkulationen gegenüber der Konkurrenz zu bestehen. Von marktfähigen Preisen sei die städtische Tochter weit entfernt, ist zu hören. Die Preisdifferenz ist in der Tat beachtlich: Durch den Dienstleister-Wechsel von RGE zu Stölting spart die Stadt über eine halbe Million Euro pro Jahr – bei angeblich gleicher Leistung. Die Sicherheitsstandards seien identisch, heißt es. Der einzige Unterschied sei, dass die Kommune Geld spare.

Doch nicht nur aus finanziellen Gründen ist der Vorgang aus Sicht der Stadtverwaltung ein offenbar unproblematischer. Die Mitarbeiter der Stölting Group sind nach den skandalösen Übergriffen von Wachleuten der mittlerweile geschassten SKI aus mit Sitz in Nürnberg bereits in Landeseinrichtungen – unter anderem im Essener Optipark -- tätig und sollen verbindlich nach dem vom Land vorgegebenen so genannten Acht-Punkte-Plan arbeiten. Zwischenfälle seien seitdem keine bekannt geworden.

Zum besseren Verständnis: Das örtliche Unternehmen European Homecare tritt für die Stadt Essen als eine Art Rundum-sorglos-Anbieter für Asylbewerberunterkünfte auf und ist für einen sicheren und sauberen Ablauf der Flüchtlingsunterbringung verantwortlich. In dieser Funktion kann EHC Dienstleistungen durchaus an andere Firmen vergeben. So werden etwa die Kosten für die Sicherheit aufschlagsfrei dem Auftraggeber, also der Stadt Essen, in Rechnung gestellt.

Die Betreuung von Asylbewerbern gilt als spontanes Geschäft, in dem sich die tatsächlichen Bedarfe durch Flüchtlingsströme nahezu von einem auf den anderen Tag ändern können. Deshalb stehen die mit Dienstleistern geschlossenen Verträge mit beauftragten Subunternehmen in der Regel unter einem recht kurzfristigen Vorbehalt. Überraschende Kündigungen sollen deshalb ein durchaus branchenübliches Geschäftsgebaren sein.

Ob Gewerkschaften und Politik dies im aktuellen Fall der RGE als städtischer Tochter genau so sehen, ist noch offen – zumal die Servicegesellschaft im Auftrag der Stadt seit 1. Januar in den regulären Heimen den Sicherheitsdienst versieht. Warum es trotz dieses neuen Millionenauftrags durch die Sozialverwaltung zu Kündigungen kommen soll, wirft zumindest Fragen auf.