Essen. . Während des Spiels gegen Rödinghausen (0:3) öffneten Ordner Fans das Fluchttor, damit sie Zaunfahnen abnehmen konnten. Einige missbrauchten das.

„Das war nichts Wildes“, versichert Michael Welling. Der RWE-Vereinschef war während der zweiten Halbzeit gegen den SV Rödinghausen (0:3) am Freitag zu den verärgerten Fans auf der Westkurve geeilt, als „Fascher raus!“-Rufe ertönten und die ersten Gruppen ihre Zaunfahnen einholten. Bis zum bitteren Ende diskutierte Welling mit dem aufgebrachten Anhang. Etwa zehn bis 15 Zuschauer wollten ihrem Ärger über die desolate Leistung nach dem Abpfiff aber noch anders Ausdruck verleihen: Sie marschierten auf den Platz, was für viele Zuschauer und Spieler bedrohlich wirkte.

Von einem „Platzsturm“, so Welling, könne aber nicht die Rede sein. Zumal Ordner einzelnen Fans von der Westkurve jenes Fluchttor geöffnet hatten, das in der Vergangenheit mehrmals Randalierer mit den Fußspitzen manipuliert hatten. Im Halbfinale des Niederrheinpokals waren so im April 2014 Bandidos-Rocker und Hooligans in den Innenraum gelangt und hatten eine Spielunterbrechung provoziert. Der Stadionbetreiber GVE hatte die Klinken der drei Fluchttore daraufhin endgültig gegen Randalierer abgesichert.

Am Freitagabend hatten so aber die RGE-Ordner Zuschauern den Weg hinters Tor freigemacht, damit diese ihre Zaunfahnen einholen konnten. Bereits nachdem der Aufsteiger das 0:2 erzielt hatte, verließen viele RWE-Fans die Westkurve. Auch da schon, Mitte der zweiten Halbzeit, hatten Ordner spontan entschieden, einzelnen Zuschauern das Fluchttor zu öffnen, damit sie ihre Banner abbinden können. „Richtig entschieden“, sagt Welling: „Wir kennen ja die Leute, die dort ihre Fahnen aufhängen.“

Einsatzleiter: „Es bestand keine Gefährdung“

Diese Offenheit missbrauchten nach Spielende dann die Möchtegern-Randalierer. Möglicherweise verhinderten sie, dass sich neben Welling auch Spieler dem enttäuschten Publikum stellten: Das Team verschwand gesichert von Security schnell in der Tribüne, und die Unruhestifter verließen den Platz wieder.

„Es bestand keine Gefährdung“, sagt auch Harald Hagen, Einsatzleiter der Polizei. Die musste nicht eingreifen. Wegen der aggressiven Stimmung aber will sich Hagen vor dem nächsten Heimspiel „ganz besonders intensiv Gedanken über den Einsatz machen“: Denn am 14. April trifft RWE im Halbfinale des Niederrheinpokals auf den FC Kray – den Essener Rivalen also, der in dieser Saison schon zweimal an der Hafenstraße gewinnen konnte.

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RWE-Vereinschef Michael Welling verteidigt den Vorstoß in den Innenraum freilich nicht, betont aber auch: „Ich bin doch wie die Jungs auch sauer über die Leistung auf dem Platz. Es ist verständlich, wenn Fans, die viel Geld für unseren Club ausgeben, jetzt frustriert sind.“ Die Fans im VIP-Bereich an der Hafenstraße seien es übrigens auch. Gegen Kray, findet Welling nichtsdestotrotz, „können wir nur gewinnen.“