Essen. Mit Elektrolyten und vielem mehr werden Tauben auf die Wettkampfsaison vorbereitet. Vor dem Saisonstart trafen sich rund 1000 Züchter an der Taubenklinik in Essen-Katernberg.

Für Rennsportfans ist der Frühling die Zeit des Kribbelns, dann starten die Wettkämpfe – auf vier Rädern, auf vier Beinen und auch die, die mit zwei Flügeln ausgetragen werden. Vor dem Start in die Saison kamen rund 1000 Besucher zur 5. Hausmesse des Brieftaubenverbandes und der Taubenklinik nach Katernberg – das Rennpferd des kleinen Mannes ist der gefiederte Schnellflieger längst nicht mehr.

„Die Taubenzüchter kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten, vom Langzeitarbeitslosen bis zum Millionär. Es fällt auf, dass viele Akademiker oder Unternehmer dabei sind, die sich ihre Zeit frei einteilen können“, berichtet Christoph Schulte vom Verband deutscher Brieftaubenzüchter. Dazu muss man wissen: Wer Tauben hält, der züchtet auch zumeist, und wer züchtet, der nimmt ebenso häufig an Wettkämpfen teil.

Digitales Zeitalter hält Einzug

Leistungssportler brauchen Pflege. Und so drängeln sich die Besucher vor Verkaufsständen an denen es alles gibt, was des Trainers und des Sportlers Herz begehrt. Eine Bartflechtetinktur hilft bei Magen- und Darmstörungen und Gefiederschäden, das „Hexenbier“ aus Zwiebeln, Honig, Knoblauch und vielem mehr steigert die Flugfreude und intensiviert die Daunenmauser.

Elektrolyte, Mineralien und zahlreiche Nahrungs-Ergänzungspräparate stehen sowieso vor dem Wettkampf auf dem Speiseplan.

Auch das digitale Zeitalter hält Einzug in den Taubensport, per Transponderring und GPS kann man exakt die Ankunftszeit der Brieftaube an den Rennveranstalter per Satellit übertragen. „Mit 1,50 Euro im Monat kommt man heute nicht mehr aus“, weiß Schulte. Dabei ist das „Rennpferd“ selbst nicht unbedingt teuer. Auch wenn man für erfolgreiche Tiere bis zu sechsstellige Summen aufruft, ist man an diesem Tag mit rund 50 Euro für ein Exemplar dabei.

Doch „herzlose Rennstallbetreiber“ oder „Tierausbeuter“ sollte man in den vielen Taubenzüchtern an diesem Tag nicht sehen. „Das Hobby ist Gefühlssache und geprägt durch Liebe zum Tier“, unterstreicht Besucher Heinz Hansen. 80 „Leistungssportler“ halten den 79-Jährigen und seine Frau Lore zu Hause in Dorsten ganz schön auf Trapp. „Man muss sich mit den Tieren richtig befassen, man redet ihnen zu, beruhigt sie, und sie reagieren darauf“, beschreibt er den Alltag in seinem Taubenschlag im Garten. 1949 besuchte er mit seinen Eltern das erste Mal einen Züchter, seitdem ist es um ihn – allerdings mit Unterbrechungen – geschehen.

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Auch der 67-jährige Johannes Kosner hat vor vielen Jahren, als 19-Jähriger, angefangen. „Damals war es das ,Rennpferd des kleinen Mannes’, das hat sich vor über 20 Jahren geändert“, erzählt er. Doch etwas Tradition ist bei ihm schon noch im Spiel: Immerhin hält er seine Tauben in einer ehemaligen Duisburger Bergarbeiterkolonie.