Heidhausen. .
„Eigentlich bin ich gar nicht so begabt”, meint Monika Wißmann. Dabei hat sie mit Ölfarben ein wirklich ansehnliches Blumenmotiv auf Leinwand gezaubert. „Ja, hinterher bin ich auch immer ganz zufrieden mit dem Ergebnis”, lächelt die 63-Jährige. Sie gehört zu den Schülern der Malschule Jonart, die in diesem Jahr ihren zehnten Geburtstag feiert.
In einem gemütlichen Raum innerhalb eines Anbaus an der Jonakirche ist die Kreativität zu Hause: Leinwände auf Staffagen und an den Wänden, Pinsel und bunte Farben überall, fertige und unfertige Bilder – und die Menschen, die damit arbeiten.
Hier zeigen Susanne Herdick und Andrea Tils Laien wie Fortgeschrittenen, wie man eine weiße Fläche mit Leben füllt. Die beiden riefen vor einer Dekade die Malschule Jonart ins Leben. „Wir wollten einfach eine Möglichkeit für Menschen schaffen, die sich für Malerei interessieren und sich ausprobieren wollen”, erläutert Herdick. Die Entdeckung der eigenen Kreativität solle einen Ausgleich bieten zu Alltagsstress und zudem ein Mittel sein, um sich selbst besser kennenzulernen. „Wir bieten hier unterschiedliche Techniken an, von Ölmalerei über Acryl bis hin zu Zeichnungen”, erläutert die gelernte Diplom-Designerin, die jetzt als freie Künstlerin arbeitet. „Anhand unterschiedlicher Übungen und Vorgaben sollen die Schüler ihren eigenen Stil finden und entwickeln.”
Heute Vormittag stehen Blumen auf dem Programm – aus einem ganz praktischen Grund: „Zu Osterzeit machen wir eine Ausstellung bei der Jona-Gemeinde”, sagt Herdick. Denn auch wenn Jonart frei ist, arbeitet die Malschule mit der Gemeinde, unter deren Dach sie beheimatet ist, immer wieder gut zusammen – zum Beispiel bei gemeinsamen Veranstaltungen. Eine solche steht wieder am 20. Juni an, denn dann feiert die Jona-Gemeinde ihren 50. Geburtstag. „Und wir feiern unseren zehnten einfach mit”, freut sich Susanne Herdick.
Solcherlei Gelegenheiten, ihre Werke auszustellen, sind für die Teilnehmer immer etwas Besonderes: „Es ist schon toll, wenn das Bild dann da hängt und man Zuspruch dafür erhält”, so Monika Wißmann. Die 63-Jährige ist seit einem Jahr dabei. „Als ich im vergangenen Jahr aus meinem Beruf gegangen bin, haben mir meine Kinder den Kurs geschenkt. Und weil es mir so gut gefallen hat, haben sie mir gleich den nächsten auch noch geschenkt.”
Bereits auf eine eigene Ausstellung kann Maria-Theresia Richarzhagen zurückblicken. Susanne Herdick hat ihr diese Möglichkeit in einer Arztpraxis vermittelt. „Eine spannende Erfahrung”, erinnert sich die 72-Jährige, die einen etwas abstrakteren Stil entwickelt hat. So stellt ihr Blumenbild vor allem die Farben in den Vordergrund.
Schaut man Klaus Greiffenberg beim Malen über die Schulter, ist man ob der Blumen-Vorgabe doch überrascht: Denn anstatt eines floralen Motivs lächelt dem Betrachter ein Froschkönig entgegen. „Der Frosch hat die Blumen gefressen”, lacht er – um dann zuzugeben, dass seine Frau sich ein Bild mit einem Frosch gewünscht habe.
Und ihr diesen Wunsch abzuschlagen, wäre ja unfair, denn schließlich war sie es zusammen mit der gemeinsamen Tochter, die ihm vor zehn Jahren den ersten Malkurs zum 50. Geburtstag schenkte. Und seitdem hat er Feuer gefangen: „Es war ein perfekter Ausgleich zu meinem Job als Paketzusteller”, so Greiffenberg. Seine Lieblingsmotive seien allerdings keine Frösche, sondern Sonnenuntergänge und Nordseelandschaften, verrät er. Auch im Ruhestand bleibt er der Malerei treu: Vor zwei Jahren wechselte er zur Jonart.
Jonart ist in den zehn Jahren weit mehr als eine Malschule geworden: Ein Treffpunkt für Gleichgesinnte, die ihre Freizeit mit kreativen Impulsen bereichern wollen.