Essen. Das Friedrichsbad in Essen ist mehr als 100 Jahre alt. Von den Krupps als Badeanstalt gestiftet, dient es heute als Sport- und Gesundheitszentrum.
Es ist das älteste noch existierende Hallenbad der Stadt – und eine der vielen Segnungen, die der Familie Krupp zu verdanken sind: das Friedrichsbad in Frohnhausen. Die Stifter dachten freilich weniger ans Schwimmen als an die Hygiene. „Hier ging Frohnhausen baden“, sagt der heutige Leiter des Friedrichsbades, Gerhard Schmidt (63). Die Wannenbäder sind inzwischen verschwunden, und in den 1980er Jahren wollte die Stadt auch im Schwimmbecken den Stöpsel ziehen. Doch der Essener Sportbund (Espo) rettete das Haus und betreibt es seit 1987. So konnte man 2012 den stolzen 100. Geburtstag feiern.
Der erste Eindruck
Das Bad wird leicht übersehen, weil es nicht direkt an der Kerckhoffstraße, sondern eingerückt an einem kleinen Platz liegt. Dabei bietet es mit seinem trutzigen Turm, der einst als Wasserspeicher diente, einen bemerkenswerten Anblick. Das Foyer ist freundlich mit Empfang und Cafeteria-Mobiliar ausgestattet. Und man schwimmt hier so günstig wie sonst nirgends in Essen: 2,50 Euro kostet der Eintritt, 1,50 Euro, wenn man vor acht kommt. Letzteres ist dringend angeraten: Für Badegäste öffnet das Bad montags von 7 bis 8 Uhr, dienstags und mittwochs von 7 bis 9 Uhr. . . ; nur Donnerstag ist auch nachmittags geöffnet.
Die Badegäste
Dank der sehr speziellen Badezeiten hat sich hier eine verschworene Schwimmgemeinschaft gebildet, zu der auch Waltraud und Karl-Heinz Wenk (beide 86) gehören. Er hat im Friedrichsbad schon schwimmen gelernt; und seit gut 20 Jahren ist das Ehepaar nun vier bis fünf Mal wöchentlich hier. „Wir sind hier zu Hause! Wir kommen um kurz nach sechs zum Plaudern und gehen um sieben ins Wasser.“ Durch ihren Frühstart sichern sich die Wenks eine der Kabinen, die direkt am Beckenrand liegen und abgeschlossen werden können: So kann man dort seine Sachen zurücklassen und benötigt keinen Spind – hat also gleichsam eine Privatkabine.
Umkleiden und Duschen
Die Hallenbäder in Essen
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Neulinge, die nicht früh genug im Bad eintreffen, müssen sich im ersten Stock umziehen und ihre Sachen im Spind verstauen. (Einen Euro als Pfand benötigen sie nicht: Am Empfang bekommt man gleich den Schlüssel ausgehändigt.) Dann geht es wieder treppab zum sehr großzügigen Duschraum, mit gut funktionierenden Duschen und einigen Einzelduschkabinen.
Hier ist immer Warmbadetag
Die Schwimmhalle hat ihre altertümliche Aura bewahrt, auch wenn die angrenzenden Kabinen heute leider zweckmäßige grauweiße Türen haben. Das Stahlbecken hat Badleiter Gerhard Schmidt einmal mit der Hand mit kleinen Rollen streichen lassen: „Seither rostet es nicht mehr.“ Stellenweise blättert freilich die Farbe. Frühmorgens haben die Schwimmer das 25-Meter-Becken für sich allein, es ist keine Strippe gezogen, zu Popmusik zieht man hier seine Bahnen; die Stimmung ist friedlich, das Wasser warm. „Wir haben hier immer 30 Grad“, sagt Schmidt. „Es gibt Badegäste, die das mit dem eigenen Thermometer nachmessen.“
Silke Wiedemann würde das nie tun, aber wie viele hier schätzt sie den ewigen Warmbadetag: „In Rüttenscheid friere ich immer.“ Die 42-Jährige, die vor der Arbeit schwimmen geht, mag auch die persönliche Atmosphäre im Friedrichsbad: „Dafür nehme ich in Kauf, dass man hier öfter Hindernisschwimmen muss.“
Zu Lande und zu Wasser
Gerhard Schmidt kennt seine Badegäste und freut sich über ihr Lob für das familiäre Bad. Der Diplom-Sportlehrer sagt aber auch: „An den Schwimmern verdiene ich nicht.“ Verdient wird durch die 200 Sportkurse, die auf einer Fläche von fast 1000 qm angeboten werden; das Sport- und Gesundheitszentrum ist Herz der früheren Badeanstalt. Andernorts betreibt die Stadt Bäder gemeinsam mit Sportvereinen, das Friedrichsbad wird allein vom Espo getragen. Es gebe lediglich einen städtischen Zuschuss von jährlich 165.000 Euro, der seit fast 30 Jahren gleich geblieben sei, so Friedrich.
Geöffnet: Mo, 7-8 Uhr; Di u. Mi, 7- 9 Uhr; Do, 7 - 9 und 15- 18 Uhr; Fr, 7-9.30 Uhr; Sa, 7 - 10 Uhr; So. + Feiertag geschlossen.
Eintritt: 2,50 Euro, erm. 2 Euro; Familienkarte (2 Erw. + Kinder von 6 bis 17 Jahren): 8 Euro; Familientarif (ab 3 Personen, davon 1 Erziehungsberechtigter): 5 Euro. Frühtarif bis 8 Uhr: 1,50 Euro.
Angebot: 25x10m-Becken, Wasser immer 30 Grad warm. Sauna. Sport-, Fitness- u. Gesundheitszentrum mit mehr als 200 Kursen.
Anbindung: Bus 145, 147, Halt: Alfried-Krupp-Schule; S 1, 3, 9, Halt: E.West; Bus 196 u . Straßenbahn 106, 109, Halt: Bf. E-West.
Wieviel Wasserzeit er für Schul- und Vereinsschwimmen sowie für die Öffentlichkeit vorhalten müsse, sei mit der Stadt vertraglich festgelegt. Während die Bürger meinten, das Bad sei zu selten geöffnet, bleibe dem Espo selbst wenig Wasserzeit für seine Aqua-Kurse, sagt Schmidt.
Galerie mit Aussicht
Als das Friedrichsbad geschlossen werden sollte, hatte es 50.000 Besucher im Jahr. Heute kommen – inklusive Kursteilnehmern – 180.000. Eine von ihnen ist Bärbel Schrammek, die schon seit 28 Jahren hier schwimmt und auch einen Gymnastikkurs belegt hat: „Ich mag alte Bauwerke – und dieses Bad hat einfach Charme.“ Da hat sie recht: Wer an einem Samstagmorgen aus dem Becken steigt und treppauf zur Umkleide geht, sieht oben auf der Galerie Mütter, Väter, Geschwister sitzen, die zum Kinderschwimmkurs unten schauen. Eine gute Aussicht.
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