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Sie wollen den Flüchtlingen, die im geplanten Übergangsheim auf dem ehemaligen Kutel-Gelände untergebracht werden, die Hand reichen – darin sind sich die Mitglieder der jüngst zum Verein erwachsenen Initiative „Werden hilft” völlig einig. Doch wie das im Detail geschehen soll, ist in vielen Punkten noch unklar, denn: „Es sind noch viele Fragen offen”, unterstreicht der erste Vorsitzende und Gründer der Initiative, Andreas Brinck. Am kommenden Montagabend treffen sich die Mitglieder zur großen Versammlung in den „Domstuben“, um die neuesten Entwicklungen aus erster Hand zu erfahren.
Noch sind die Details nicht klar über den Bau des Übergangsheims des Landes NRW, das dort entstehen soll, wo momentan noch Bauzäune, Bagger und Brachfläche zu sehen sind. „Es ist momentan schwierig, an Informationen zu kommen”, räumt er ein.
Dabei stünde man im ständigen Kontakt mit Stadt, Land und Betreibern des Flüchtlingsheims. Und tatsächlich wollen sie alle am Montagabend Vertreter in die „Domstuben schicken“, um den bei „Werden hilft” organisierten Bürgern Rede und Antwort zu stehen. „Auch Sozialdezernent Peter Renzel hat sein Kommen zugesagt”, so Brinck.
Von ihm, sowie von Vertretern der Bezirksregierung und von European Homecare erhofft man sich Antworten auf Fragen, die in den unterschiedlichen Arbeitsgruppen der Initiative aufgetaucht sind: „Werden wir vor Ort Lagerräume zur Verfügung gestellt bekommen? Ist es uns dort möglich, eine Kleiderkammer einzurichten? Haben die Vertreter der Flüchtlingsinitiative Zugang zu Gemeinschaftsräumen im Heim?”, zählt Brinck einige Punkte auf, die den Helfern auf den Nägeln brennen. Darüber hinaus habe man Vertreter anderer Essener Flüchtlingshilfen zum Erfahrungs- und Meinungsaustausch geladen.
Diese Art der unmittelbaren Kommunikation sei auf jeden Fall ein Erfolgsrezept von „Werden hilft”, ist der Initiator überzeugt: „Die Leute wollen wissen, was da passiert.” Deshalb sei die Initiative auch in erster Linie eine waschechte Bürgerinitiative: „Wir sind politisch unabhängig und von der Altersstruktur so bunt gemischt wie Werden selbst.”
Dabei habe man sich längst vom digitalen Ursprungsmedium emanzipiert. Zwar verweist Brinck stolz auf über 325 Mitglieder in der Facebook-Gruppe – „und es werden täglich mehr” – doch er betont auch, dass rund die Hälfte der Bürger, die zu den Treffen kommen und die sich in den Arbeitskreisen organisieren, überhaupt keinen Facebook-Account besitzt. „Viele schätzen die Treffen sehr und bleiben auch gerne nach dem offiziellen Teil noch vor Ort. Es ist eine richtige Gemeinschaft entstanden”, freut sich Brinck. Jeder werde bei den Treffen ernst genommen und dürfte seine Meinung und natürlich auch seine Ängste äußern.
Sechs Arbeitskreise gibt es, in denen sich jeweils um die 20 bis 30 Helfer organisieren: vom AK Integration und AK Spenden über den AK Sprache, AK Netzwerk bis hin zum AK Warenhaus, der die Kleiderklammer einrichten will, und einem AK Fahrrad, der Flüchtlingen das Radfahren ermöglichen will. „Jeder kann Know-How und Ideen einbringen”, betont Brinck.
Die Gründe der Teilnehmer, helfen zu wollen, seien völlig unterschiedlich: „Vom Konservativen, der es als seine Bürgerpflicht ansieht, bis hin zum linken Idealisten ist alles vertreten”, so Brinck, der daher auch Wert darauf legt, dass „Werden hilft”, kein politisches Bündnis im Sinne von „Pro Asyl” oder „Antifa” sei. „Es geht letzten Endes auch darum, dem Stadtteil zu helfen.” Denn wenn man durch Aufklärung und aktiver Mithilfe den Flüchtlingen mit offenen Armen anstatt mit Angst und Argwohn begegne, dann bekomme man diese Freundlichkeit auch zurück.
Der Plan: Hilfsorganisation
Fest stehe, dass aus der einstigen Facebook-Idee eine langfristige Hilfsorganisation werden soll. Deshalb habe man nun vor einigen Tagen „Werden hilft” als Verein eintragen lassen. „Im nächsten Schritt wollen wir Gemeinnützigkeit erreichen”, erläutert Brick. Die Vereinsbeiträge – 20 Euro im Jahr – und Spenden will sich „Werden hilft” finanzieren.