Essen. . Künftige Abiturienten feiern vor Ostern die letzte Woche des regulären Schulbetriebs mit täglich wechselnden Verkleidungen. Aktion seit 2013 entschärft.

Ab Montag werden vor Gymnasien und Gesamtschulen wieder Jugendliche in Kostümen zu sehen sein, ganz sicher nicht leise, aber um so besser gelaunt. „Mottowoche“ oder „Mottotage“ heißt die Tradition, die sich bei den Abiturienten eingebürgert hat, noch bevor sie Abiturienten sind: Denn die Schüler feiern schon vor den Prüfungen. Die Schulwoche vor den Osterferien ist die letzte reguläre Unterrichtswoche für die Schüler der Jahrgangsstufe 12 (Gymnasien) bzw. 13 (Gesamtschulen); nach den Ferien beginnen die Abi-Klausuren. Mit täglich wechselnden Kostümen will das ausreichend gewürdigt werden, finden die Schüler – nicht immer zur Freude von Anwohnern, Lehrern, Mitschülern.

Tatsächlich schlugen einige Schüler in den früheren Jahren über die Stränge – laut grölende Gruppen machten komplette Nachbarschaften unsicher, Unterricht der jüngeren Jahrgänge war kaum noch möglich, aus Autos wummerten stundenlang die Bässe, es floss Bier und noch viel mehr, und tatsächlich uferten die „Motto-Wochen“ an bestimmten Schauplätzen so aus, dass es Knochenbrüche gab, brennende Mülleimer und Schulleiter, die persönlich bis zehn Uhr abends das Gelände ihres Hauses patroullierten. Besonders berüchtigt waren gegenseitige Besuche mit Konvoi-Fahrten quer durch die Stadt, und man kann von Glück reden, dass keine betrunkenen Schüler nennenswerten Schaden mit ihren Fahrzeugen angerichtet haben.

Verboten: „Diskriminierende, entwürdigende, provozierende Kostümierungen“

„Verletzte hat es schon gegeben, muss es erst Tote geben“, fragte deshalb im Jahr 2012 provokativ der damalige Leiter der Erich Kästner-Gesamtschule (Steele), Leo van Treeck; als Vize der Direktorenkonferenz verabschiedete er mit Elmar Prinz (Maria-Wächtler-Gymnasium, Rüttenscheid) im November 2012 eine „Vereinbarung“, die viele zunächst als völliges Motto-Wochen-Verbot fehlinterpretierten. Dabei wurde nur festgelegt, was ohnehin schon gilt: Auf ein absolutes Alkoholverbot wird rigoros Wert gelegt. Das Stören des Unterrichts wird nicht toleriert. Gegenseitige Besuche werden untersagt; zumindest, so weit das für Schulleiter möglich ist, indem sie von ihrem Hausrecht Gebrauch machen. Außerdem gilt seit 2013: „Diskriminierende, entwürdigende, provozierende Kostümierungen und/oder Vermummungen“ werden nicht geduldet.

Besonders – naja – beliebt bei manchen Schülern waren die Tage „Prostitution“ oder „Asi“, die gibt es seitdem so nicht mehr; doch einige Schüler wandelten das Motto „Asi“ einfach ab zu „Bad Taste“, was faktisch auch das Tragen von billigen Jogginganzügen und „Vokuhila“-Perücken ermöglicht (vorne kurz, hinten lang).

„Verstöße nicht mehr so gravierend wie vor 2012“

Entsprechend verhalten positiv fällt heute die Bilanz von Elmar Prinz aus, dem Vorsitzenden der Essener Direktorenkonferenz: „Weitgehend“, sagt Prinz, „halten sich die Schüler an die 2012 geschlossene Vereinbarung.“ Und Ulrike Pelikan, Leiterin der Gesamtschule Holsterhausen und Nachfolgerin von Leo van Treeck in der Direktorenkonferenz, findet insgesamt, „dass die Verstöße nicht mehr so gravierend sind wie vor 2012.“

Vielerorts wurde die „Motto-Woche“ zu drei „Motto-Tagen“ abgekürzt; Verkleidungs-Motti müssen an vielen Schulen vorher genehmigt werden, und durchgesetzt haben sich auch unverdächtige Kostümspäße wie „Helden der Kindheit“ oder „Berufswahl“.