Essen-Werden. . Seit zwei Jahren bereichern Theater und Musik den Kulturkalender des Stadtteils.Die, die das auf die Beine stellen, tun das ehrenamtlich: wie David Kumpernas.

Karl Walter Sprungala kam unlängst als philosophierender Penner in die ehemaligen Industriehallen der Werdener Tore, auch Martin Lindow gab dort bereits interessante Ansichten über Hausfrauen und Sex preis, denn nicht nur Freunde bildender Kunst finden in der Galerie „kunstwerden” regelmäßig spannende Ausstellungen: Seit zwei Jahren bereichert eine Bühne für Theater und Musik an gleicher Stelle den Kulturkalender des Stadtteils. David Kumpernas gehört zum Team, das dafür das Programm zusammenstellt – ehrenamtlich. Doch auch im „richtigen Leben” verdient er sein Geld mit den Brettern, die mitunter die Welt bedeuten: Im Theater im Rathaus ist der Werdener als Bühnentechniker und Requisiteur tätig.

Sein Hauptberuf kommt ihm für seine Tätigkeit bei der Bühne Kunstwerden nicht ganz ungelegen: „Ich lerne den einen oder anderen Künstler kennen – gerade unterwegs entwickelt sich auch die eine oder andere Freundschaft.” Der Mann ist nicht nur in den Produktionen im Rathaus-Theater dabei. „Die meisten Stücke sind ja Tourneeproduktionen, bei denen ich dann auch immer wieder zum Team gehöre, das mit herumreist.” Klar gebe es auch Schauspieler, die schwierig sind. „Aber mit den meisten kommt man gut klar” lächelt der 44-Jährige. Generell gelte: „Die wirklich Berühmten sind oft die Zugänglichsten – es sind die kleinen Sternchen, die versuchen, einem mit Sonderwünschen das Leben schwer machen.” Na, wer denn so? Da gibt sich Kumpernas diskret, nennt lieber Positivbeispiele wie eben Karl Walter Sprungala und Martin Lindow, die wohl auch nicht ganz aus Zufall zu den bekanntesten Namen gehören, die je mit Solostücken der Bühne einen Besuch abstatteten. „Martin Lindow wollte sogar einst selbst ein Theater aufbauen.” Wegen der Sicherheitsbestimmungen habe er seine Pläne nicht verwirklichen können. Doch eine Nummer kleiner hat es nun geklappt mit dem Theatergenuss in den Werdener Toren – und das Ergebnis ist durchaus ansehnlich geworden mit seiner Bar und der Empore, die als Bühne dient. „Bestuhlt haben hier knapp 100 Leute Platz, unbestuhlt, etwa bei Konzerten, können’s auch mehr sein”, lächelt Kumpernas, der insbesondere für den 28. März wieder auf ein volles Haus hofft: Denn dann ist die Band „Larsch & The Rabbits” zu Gast. „Da erwartet uns eine außerordentliche, avantgardistische Performance, also nicht nur was fürs Ohr, sondern auch was fürs Auge.”

Das Gelsenkirchener Projekt um Larsch Matura hat er freilich nicht auf Tournee mit einer Boulevard-Produktion kennengelernt: „Ich habe jahrelang in Gelsenkirchen gewohnt und dort bei der Reihe Kunst Peripherie Ruhrstadt mitorganisiert.” Und Kontakte geknüpft, die ihm nun helfen, in Werden ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen. „Mich hat es einfach wieder in meine alte Heimat gezogen”, begründet David Kumpernas den Schritt, wieder nach Werden zu ziehen. Doch dort wollte er unbedingt wieder Projekte stemmen. „Über meine Freundin bin ich dann zu Kunstwerden gestoßen.”

„Lesen am Tresen“

Mit der Idee, das Ausstellungsprogramm durch Bühnenprojekte zu ergänzen, habe er offene Türen eingerannt: „Es gibt viele engagierte Leute im Verein Kunstwerden, die bei der Organisation helfen”, freut sich der Werdener, übrigens gelernter Fotograf. „Doch im Zuge der Digitalisierung war das Handwerkliche an diesem Beruf immer weniger gefragt.” Danach habe er „etliche Berufe” ausprobiert, „vom Wirt bis zum Stiefelverkäufer”, bis er irgendwann beim Theater im Rathaus gelandet ist. Das passte: „Theaterverrückt war ich ja schon immer.”

Die Kunstwerden-Bühne wird zwölf Mal im Jahr bespielt. „Was das Programm und das jeweilige Datum angeht, da richten wir uns natürlich nach den Ausstellungen.”

So wird es im Mai eine Raum übergreifende Installation in der Galerie geben, die den Spielraum für die Bühne enger werden lässt. Doch ganz aufs Bühnen-Programm wird dann auch nicht verzichtet: „Wir testen dann einen neuen, intimeren Programmpunkt: Lesen am Tresen.” Der Essener Schriftsteller Michael Masberg werde dann in urgemütlicher Runde einige seiner Texte vorstellen, verrät Kumpernas.

Wenn sich Kumpernas jemanden für die Werdener Bühne wünschen dürfte, wüsste er sofort, wer sein Traumkandidat wäre: „Element of Crime, die Band hat mich mein Leben lang begleitet.” Doch auch Sven Regeners Gruppe hätte sich mit einem Grundsatz der Kunstwerden-Bühne begnügen müssen: „Der Eintritt ist stets frei – und der Künstler bekommt das als Gage, was am Abend im Hut landet.”