Anders als bei Saalbau und Museum läuft die Stadt vielerorts der Instandhaltung hinterher.

Die Finanzaffäre um die Grundstücksverwaltung GVE bringt das Problem wieder an den Tag: Essen fehlt es hinten und vorne an Geld, um den Substanzverlust beim städtischem Vermögen zu stoppen.

Die Krupp-Stiftung wusste das, und weil sie ihre großzügigen Millionen-Spenden für Saalbau und Philharmonie genauso wie für das Museum Folkwang nicht als Strohfeuer weiterreichen mochte, machte man großzügig bemessene Instandhaltungs-Rücklagen zur Auflage – knapp 5,4 Millionen sind fürs Museum im Topf (zumindest, wenn die Stadt ihn wieder ordnungsgemäß auffüllt), weitere sieben Millionen für den Saalbau.

Und für all die übrige Infrastruktur von der Turnhalle in Karnap bis zum Schwimmbad in Kettwig? Nein, es gibt kein „Sparkonto“, auf das die Stadt Geld für anstehende Sanierungen überweisen würde, insofern hinkt ein Vergleich mit dem Vorgehen etwa beim Museum Folkwang. Zwar gibt es im städtischen Haushalt einen Posten für Instandhaltungs-Rückstellungen in einer Größenordnung von 6,8 Millionen Euro. Doch der ist nur für solche Vorhaben bestimmt, die bereits konkret in Planung sind.

Der Nachholbedarf ist beachtlich

Andere Rückstellungen darf die Stadt gar nicht einmal bilden, vielmehr geht es beim – schwieriges Wort – „Ressourcen-Verbrauchskonzept“ darum, dass die Investitionen zur Erneuerung über verdiente Abschreibungen finanziert werden. Das allerdings klappt mehr schlecht als recht, weil Einnahmen und Ausgaben nach wie vor nicht im Lot sind. Die Folge: Die Stadt schiebt einen beachtlichen Nachholbedarf vor sich her, an den die Bürger mit jedem Schlagloch erinnert werden.

So sind 86 Prozent des 1552 Kilometer langen Straßennetzes älter als 30, ein gutes Viertel sogar älter als 60 Jahre. Mit der Folge, dass laut Stadt gut die Hälfte der Fahrbahn-Flächen – immerhin 1,9 Millionen Quadratkilometer vor- bzw. stark geschädigt sind. Insgesamt müssen in den nächsten fünf Jahren rund 49 Millionen Euro in den Straßenbestand investiert werden.

Noch schlechter sind die Brücken dran: Massive Konstruktionsschäden und umfangreiche Probleme mit den Oberflächen machen in den kommenden fünf Jahren Investitionen von 28,7 Millionen Euro erforderlich. Nicht eingerechnet sind darin der Bau von Straßen, um städtebauliche Entwicklungen möglich zu machen oder etwa den öffentlichen Nahverkehr barrierefrei zu gestalten. Kostenpunkt: zusammen weitere 96 Millionen Euro.

Sanierungslücken werde immer größer

Bei den Gebäuden sieht es nicht viel anders aus: Die Stadt registriert einen Bedarf an Modernisierungen und Sanierungen von 123 Millionen Euro – Schulen, Bäder, Ämter, daneben Spielplätze und Radwege, man kommt kaum nach, nein, schlimmer: Die Sanierungslücke wird in Teilen immer größer, weil auch bei der so genannten „kleinen“ Bauunterhaltung ein Dilemma auftaucht, wie einer aus der Stadtspitze seufzt: „Was nützt einem das spärliche Geld, wenn durch den andauernden Personalabbau die Leute fehlen, um die Aufträge auch abzuarbeiten?“

Am Ende setzt dies der Substanz zu, „der Instandhaltungs-Rückstau wächst eindeutig“. Und dabei ist es nicht so, dass die Beteiligten es nicht besser wüssten: Nachhaltig investiert man wo man kann, weshalb zum Beispiel das Radweg-Netz Kilometer für Kilometer asphaltiert und nicht mehr als so genannte „wassergebundene Decke“ gesponnen wird: Das kostet zwar doppelt so viel, hält aber auch fünf Mal länger.

Wie angenehm, wenn man sich andererseits in der „guten Stube“ Saalbau und im „schönsten Museum der Welt“ überlei Dinge keinen Kopf zerbrechen muss: Die Instandhaltungsrücklagen sind dort dazu da sicherzustellen, dass „jederzeit ein neuwertiger Bau vorgehalten werden kann“.