Der ein oder andere mag es für einen verfrühten Aprilscherz halten, wenn es nun heißt, am 1. April beginnen die Stadtwerke im Rellinghauser Walpurgistal mit dem Bau eines gigantischen Abwasserkanals, im Fachjargon auch Qmax-Sammler genannt. Gilt die Entwässerung über den Rellinghauser Mühlenbach doch seit einer gefühlten Ewigkeit als unzureichend. Genau gesagt seit 1986; damals nahm die Aufsichtsbehörde in Düsseldorf erstmals Anstoß daran, ohne dass sich etwas grundsätzlich verbessert hätte. Seit die Bezirksregierung die Stadt per Ordnungsverfügung ultimativ aufgefordert hat, den Missstand abzustellen, ist Druck auf der Leitung. Und nun soll alles schneller gehen, als bisher angekündigt.

Eine erste Hürde haben die Stadtwerke bereits genommen. In der Nacht zum vergangenen Sonntag endete die Frist, bei der unterlegene Bieter bei der europaweiten Ausschreibung hätten Einspruch bei der Vergabekammer einlegen können, was den Baubeginn wohl deutlich verzögert hätte. Weil niemand von dieser Möglichkeit Gebrauch machte, gingen die Auftragsschreiben für den ersten von zwei Bauabschnitten am Montag raus. Den Zuschlag erhielt die Uhrig Straßen- und Tiefbau GmbH aus Geisingen in Süddeutschland. An ihr ist es nun, den Abwasserkanal in den kommenden beiden Jahren in offener Bauweise über eine Länge von knapp 1,5 Kilometern durchs Walpurgistal zu verlegen. Präzise formuliert: von der Straße Am Glockenberg bis zur Gönterstraße. Kein einfaches Unterfangen angesichts von Rohren mit einem Durchmesser von 3,60 Metern und einem Gewicht von 36 Tonnen.

Bei den Stadtwerken waren dafür elf Angebote mit 65 so genannten Nebenangeboten eingegangen, darunter Vorschläge, was sich technisch besser und schneller regeln ließe. Tatsächlich sei es gelungen, die ursprünglich kalkulierte Bauzeit um drei Monate zu verringern, so Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun. Vorausgesetzt, es passiert während der Bauphase nichts Unvorhergesehenes und die Ausschreibung für den dann letzten, 360 Meter langen Bauabschnitt von der Gönterstraße bis zur Birkenstraße geht ebenfalls glatt über die Bühne. Zur Erinnerung: Erst wenn der Abwasserkanal ans Netz angeschlossen wird, darf die Stadt im Einzugsgebiet des Rellinghauser Mühlenbachs, also in Rüttenscheid und Umgebung, weitere Baugebiete ausweisen.

Zeit gewinnen soll die beauftragte Baufirma, indem der Qmax-Sammler nicht in einem Betonbett verlegt wird, das eigens gegossen werden müsste, sondern unmittelbar im Erdreich. Zeitersparnis verspricht aber insbesondere ein deutlich größerer provisorischer Abwasserkanal, der für die Dauer der eigentlichen Arbeiten ebenfalls verlegt wird. Dieses zwei Meter hohe Provisorium kann mehr Wasser aufnehmen, als die ursprünglich geplante Variante mit einem Durchmesser von nur 1,40 Metern. Im Klartext: Die Baustelle säuft nicht so schnell ab, selbst wenn es sehr stark regnet. Die Stadtwerke gehen aufgrund von Niederschlagsberechnungen davon aus, dass die Arbeiten an maximal 15 Tagen ruhen müssen. Bis zur Änderung der Planung galten 70 Regentage als rechnerische. Größe.

Während die Bagger also Anfang April anrücken, befindet sich der letzte Bauabschnitt im Stadium der Vorplanung. Die europaweite Ausschreibung ist für die zweite Jahreshälfte geplant. Gebaut wird im unterirdischen Vortrieb. Ende 2017 soll der Kanal dann ans Netz gehen. Endlich.