Essen. Auch wenn es die Stadt wohl einen zweistelligen Millionenbetrag kostet: Der städtische Finanzchef Lars Klieve empfiehlt den geordneten Rückzug aus den Schweizer Darlehen.

Es hätte schlimmer kommen können, ganz sicher hätte es das: Als die Schweizerische Nationalbank im September 2011 einen Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro einführte, da war die Stadtspitze kurzzeitig versucht, es manchem Zocker gleich zu tun: doppelter Einsatz, wenn schon, denn schon.

Denn indem man das zur Zinsersparnis aufgenommene Kreditvolumen in Schweizer Franken von 450 auf 900 Millionen hochgeschraubt hätte, sollten die aufgelaufenen Währungsverluste wieder wettgemacht werden. Mit der Garantie der Schweizer im Rücken, was sollte schon passieren?

Alles Käse, heute weiß man es besser: Am 15. Januar dieses Jahres hob die Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs auf, und der Euro plumpste abwärts. Um die 1,07 Schweizer Franken sind derzeit pro Euro zu berappen, was zur Folge hat, dass Essens üppige Kredite, die man Ende 2014 noch mit 374 Millionen Euro zurückzahlen konnte, derzeit 421 Millionen Euro kosten würden.

Und das muss nicht das Ende sein: Seit die Europäische Zentralbank die Märkte mit billigem Geld flutet, sorgt man sich darum, dass der Euro immer schwächer wird – und Essens Franken-Kredite im Gegenzug immer teurer.

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Ende März soll deshalb der Rat der Stadt entscheiden, ob er das Risiko eingeht, dem schlechten Geld noch gutes hinterherzuwerfen – oder ob er glaubt, das Minus noch verringern zu können. Essens Stadtkämmerer Lars Martin Klieve und die Finanzexperten im Rathaus haben sich jetzt festgelegt: Sie empfehlen den geordneten Rückzug aus allen Franken-Krediten, beginnend am 10. April wenn eine Summe von 60 Millionen geliehener Franken fällig wird. Und weiter mit 60,2 Millionen, die zum 8. Juli verlängert werden müssten. Der größte Batzen folgt zum 14. Oktober: 329,8 Millionen.

Jeweils kurz vor diesen Terminen will Klieve die Ratsmitglieder dann auf den aktuellen Stand bringen, bis dahin sind Wechselkursgewinne noch genauso möglich wie zusätzliche Verluste.

Der geordnete Rückzug bis zum Herbst, er ist nur eine von fünf Varianten, die Klieve aufführt – vom sofortigen Ausstieg, abgesichert noch mit Termin-Kontrakten zum jeweiligen Fälligkeitstag, bis zur langfristigen Beibehaltung der Franken-Kredite im Schulden-Portfolio. Es sind die „gegenwärtigen Unwägbarkeiten der anhaltenden Finanzmarktkrise“, die Klieve aber den schrittweisen Rückzug empfehlen lassen. Der könnte nach heutigem Stand knapp unter 50 Millionen Euro kosten.

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