Essen. Mit Millionen-Aufwand muss der Ruhrverband am Stauwehr Baldeneysee einen Fisch-Lift bauen. Eine EU-Richtlinie will es so. Technische Probleme gelöst.

Fische fahren gerne Aufzug. Das hat der Ruhrverband nun bei aufwändigen Experimenten an Modellen, aber auch bei Freilandversuchen am Baldeneysee, herausgefunden. Folge: Das Wehr des Baldeneysees wird demnächst mit einem technisch anspruchsvollen Lift versehen, der Fischen das Passieren des Hindernisses ermöglicht. Auslöser dieser Investition ist die Europäische Wasserrahmenrichtlinie, der sich der Ruhrverband nach eigenen Angaben zu fügen hat. Die EU-Bürokratie misst einen guten Gewässerzustand auch an der Durchgängigkeit von Gewässersystemen für Fische. Bei früheren Veröffentlichungen zum Thema war von Kosten um die zwei Millionen Euro die Rede. Muss es denn gleich so teuer sein? „Andere Möglichkeiten wie der Bau einer Fischtreppe wären hier schwer zu realisieren und noch teurer“, sagt Markus Rüdel, Sprecher des Ruhrverbands.

Das nunmehr eigens für den Baldeneysee entwickelte Fischliftsystem wird aus zwei wechselnd betriebenen Zylinderkörpern und einer unter Wasser angeordneten Vorkammer bestehen. Baulich soll dieses System im Bereich eines ehemaligen Rückpumpwerks zwischen Wasserkraftanlage und Bootsschleuse entstehen.

„Mit einem Baubeginn ist frühestens im Jahr 2016 zu rechnen“

Da es sich laut Ruhrverband „um eine innovative Sonderlösung handelt“, musste die Funktionalität des neuartigen Aufzugs nach Vorgabe des Umweltministeriums in Düsseldorf umfangreich getestet und belegt werden, heißt es. Mit durchschlagendem Erfolg: Die Tierchen steigen tatsächlich ein. Das Fischliftsystem sei hervorragend geeignet, die Durchgängigkeit am Baldeneysee sicherzustellen. Nachdem die Experten ihr Okay gegeben haben, steht als nächstes an: die bauliche Detailplanung, die Genehmigung durch die Bezirksregierung sowie die Mittelfreigabe durch die Gremien des Ruhrverbands und des Landes NRW, das Fördermittel spendiert, Dann sollen Ausschreibung und Vergabe der Bauaufträge folgen. „Mit einem Baubeginn ist frühestens im Jahr 2016 zu rechnen“, so Rüdel.

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„Wegen der beengten Lage an beiden Stauwehren mitten im städtischen Siedlungs- und Freizeitraum wären herkömmliche Aufstiegsbauwerke wie technische Fischpässe und Umgehungsgewässer nicht nur kostenintensiv, sondern auch bautechnisch schwer umsetzbar“, schreibt der Ruhrverband. Aus fischbiologischer Sicht würde zudem die relativ große Stauhöhe am Baldeneysee es angeraten sein lassen, auf konventionelle Lösungen zu verzichten. Ein Kreis aus Fachleuten für Wasserbau und Fischökologie, Behördenvertretern sowie Beschäftigten des Kraftwerksbetreibers RWE und des Ruhrverbands habe daher das vorliegende Konzept erarbeitet.

Als nächstes will der Ruhrverband dann den Kettwiger Stausee fischgängig machen. Deutschlandweit interessierten sich die Betreiber von Stauwehren für die Essener Innovation, die ihnen noch höhere Kosten für Fischaufstiegsanlagen ersparen könnte, heißt es.