Die Jungs tragen Haartollen und schmale Hosen, die Mädels Pferdeschwänze und getupfte Tellerröcke. Selbst GOP-Direktor Matthias Peiniger, der auf ein abwechslungsreiches Programm beim Varieté steht, machte zur Premiere mit, das Servicepersonal und die Künstler sowieso. Alle sind bei dieser überaus rasanten Themenshow von Kopf bis Fuß auf „Rockabilly“ eingestellt. Wenn „Let’s Twist Again“ von Chubby Checker erklingt, Jongleur Valentino Bihorac sexy die Hüften und die Keulen schwingt, hat die Zeitreise in die 1950er Jahre längst begonnen.
In einer kleinen Bar zwischen Musikbox und Tresen geht die Post richtig ab. Die Musik aus Tennessee wirkt derart dominant und mitreißend, dass nur Artisten mit enormer Bühnenpräsenz und ebensolchen Attraktionen wirklich punkten können. Da ist die zunächst ungelenke Berliner Putzfrau Frau Schmidt, die mit dem Herrn Toni als „Die Farellos“ in Partnerakrobatik und auf dem Einrad zu einem Ausbund an Körperbeherrschung und Witz werden. Oder der Leipziger Igor Boutorine, der als charmanter Barkeeper Johnny im Supertempo die Hula-Hoop-Reifen kreisen lässt. Oder die Ungarin Adrienn Banhegyi, die als Kellnerin Fräulein Hildegard ihre Sprungseil-Artistik in absoluter Perfektion präsentiert, ohne aus der Puste zu geraten. Allenfalls die Kanadierin Annie L’Archevêque-Smith darf sich beim Schaukeln und Verknoten im Luftring mehr Zeit lassen. Sie ist ja an diesem Abend als betrunkener Stammgast auf der Bühne unterwegs.
In „Rockabilly“ mutiert „Atemlos durch die Nacht“ zu ganz neuer Bedeutung. Die Zuschauer können lachen und staunen. Dafür sorgen nicht zuletzt die Musikkomiker Max Nix und Willi Widder Nix gleich in doppelter Funktion. Die Alles- und Nixkönner aus Baden-Württemberg haben die Show stimmig durchkomponiert und moderieren sie mit staubtrockenem Humor. Da braucht das Publikum schon etwas Anlauf, um in Fahrt zu kommen. Anfangs helfen animierende Schilder. Spätestens beim Auftritt von Elvis-Imitator Tode Banjanski gibt es kein Halten mehr. Nach „Don’t Be Cruel“ tobt der Saal. Stehende Ovationen.