Düsseldorf/Essen/Mülheim. . Der Düsseldorfer Flughafen will die Zahl der Starts und Landungen erhöhen. Lärmgeplagte Anwohner in Essen und Mülheim laufen Sturm gegen die Pläne.

Georg Regniet muss sich keinen Wecker stellen. Morgens gegen sechs Uhr werde er so oder so wach, erzählt der Essener. Dann dringt das erste Dröhnen und Pfeifen mächtiger Flugzeuge durch den Spalt seines Schlafzimmerfensters.

Regniet lebt knapp 20 Minuten vom Düsseldorfer Flughafen entfernt, sein Haus in Essen-Kettwig steht in der Anflugschneise des größten NRW-Airports. Mehr als 200 000 Maschinen starten und landen dort jedes Jahr. Dass es nun nach dem Willen der Flughafenchefs noch mehr werden sollen und damit die Lärmbelastung für Anwohner steigt, das treibt nicht nur Regniet mächtig um.

Nach knapp zweijähriger Planung hat der Airport offiziell seine Erweiterungsabsichten bei NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) angemeldet. Der Flughafen mit mehr als 21 Millionen Passagieren im Jahr will bis zu 60 Starts und Landungen pro Stunde, sogenannte Slots, auf seinen zwei Bahnen möglich machen. Damit könnte die Anzahl der Flugbewegungen von 202 000 im Jahr 2014 auf theoretisch 318 000 steigen.

Tausend Meter überm Baldeneysee

Essen, Mülheim und das westliche Ruhrgebiet sind besonders betroffen. Vor allem im Sommer, wenn Westwind herrscht und viele Urlaubsflieger am Himmel sind, liegen Teile des Reviers mitten in der gängigsten Anflugschneise des Flughafens. Schon ab dem Baldeneysee haben die Jets weniger als 1000 Meter Flughöhe.

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Der Handlungsdruck sei groß, heißt es vom Flughafen zu den Ausbauplänen. „Düsseldorf ist einer der wenigen Flughäfen mit einer Übernachfrage nach Slots, die wir bisher nicht bedienen können“, sagt ein Sprecher. Man wolle mehr Fluggesellschaften etwas anbieten, sonst gingen sie der ganzen Region verloren. Das Nachtflugverbot bleibe aber bestehen. Zudem würden weitere 20 Millionen Euro in den Lärmschutz investiert.

Bisher sind in Spitzenzeiten maximal 47 Starts und Landungen in der Stunde erlaubt – allerdings unter strikten Auflagen. So darf der Flughafen nur in der Hälfte seiner Betriebszeit seine zweite Bahn überhaupt in Anspruch nehmen und muss dies eine Woche im Voraus bei den Behörden anmelden.

Hintergrund ist eine mit den Anwohnern vor 50 Jahren geschlossene Vereinbarung. Der „Angerland-Vergleich“ sieht vor, dass der Flughafen nur eine Start- und Landebahn haben darf und ausschließlich für Stoßzeiten wie zwischen 7 und 8 Uhr morgens oder von 17 bis 20 Uhr auf die zweite, nördliche Bahn ausweicht. Fluglärmgegner kritisieren, dass mit der jetzt beantragten Erweiterung die zweite Bahn in den Regelbetrieb genommen werde. Der Flughafen widerspricht. Man wünsche sich mehr Flexibilität: Nicht genutzte Start- und Landemöglichkeiten will sich das Unternehmen gutschreiben lassen. Sprich: Verspäten sich Flieger, könnte die zweite Bahn kurzfristig genutzt werden. Der bestehende Anwohner-Vergleich bleibe bestehen.

Zweifel an einer Zusammenarbeit mit Weeze

Grünen-Verkehrsexperte Arndt Klocke hegt Zweifel: „Es muss juristisch geprüft werden, ob der Antrag überhaupt vereinbar mit dem Angerland-Vergleich ist.“ Statt über einen Ausbau des Flugverkehrs zu diskutieren, fordert Klocke eine bessere Kooperation mit umliegenden kleineren Landeplätzen wie etwa Weeze. Doch der Düsseldorfer Flughafen winkt ab: „Wir können den Fluggesellschaften nicht vorschreiben, wo sie zu landen haben.“

Spätestens nach den Sommerferien sollen die Ausbaupläne betroffenen Bürgern vorgelegt werden. Sie können dann Einwände erheben, zu denen Stellung bezogen werden muss. Zum Vergleich: Beim Bau der Parallelbahn wurden vor Jahren rund 31 000 Einwände eingereicht. Die Essener Initiative „Bürger gegen Fluglärm“, der auch Georg Regniet angehört, blickt schon weiter: „Sollte das Verkehrsministerium den Flughafenantrag genehmigen“, so Regniet, „dann werden wir klagen.“