Essen. . Schredderbetrieb in Kray will nicht alle Auflagen der Bezirksregierung erfüllen. Ortstermin mit der Politik

Das Hickhack um die PCB-Belastung in Kray geht weiter. Zwar hatte die Düsseldorfer Bezirksregierung 19 Auflagen gegen den Schrottschredder-Betrieb Richter erlassen, um die Emissionen deutlich zu verringern. Aber die Recyclingfirma reichte gegen die Ordnungsverfügung Klage beim Verwaltungsgericht ein.

Bis zur richterlichen Entscheidung pocht die Bezirksregierung auf die „sofortige Vollziehung“ ihrer Verfügung, erklärte gestern Sprecher William Wolfgramm. Die Essener Umweltdezernentin Simone Raskob hofft, dass sich die Situation für die betroffenen Bürger bald verbessert.

Deren Geduld scheint bald am Ende zu sein.

Nach dem jüngsten Treffen der „BI gegen Gift-Shredder“ zeigte sich kaum ein Silberstreifen am Horizont. Zwar werden bestimmte Auflagen der Bezirksregierung als sinnvoll gesehen, doch es bleibt die Befürchtung, dass sich wieder nichts Entscheidendes tun wird. So sei der Schrott auf den Lastwagen, die den Betrieb an der Joachimstraße anfahren, immer noch nicht abgedeckt. Ebenso auch nicht auf den Lkw, die zwischen den beiden Standorten Rotthauser- und Joachimstraße verkehren. Vor allem befürchtet die BI, dass die PCB-Stoffe, die im Verdacht stehen, Krebs zu erzeugen, vor allem beim Schreddern selbst freigesetzt werden. Die Initiative fordert, dass der Betrieb der Anlagen erst erlaubt werden dürfe, wenn nachgewiesen werde, „dass keine Gefahren mehr davon ausgehen“, teilt Eduard Abbrent mit.

Wie es weiter geht, ist noch nicht klar. Die Firma hatte die Klage innerhalb der möglichen Frist eingereicht – ohne eine schriftliche Begründung abzuliefern. Das muss sie auch nicht. Dem Vernehmen nach will sie sich nur gegen einige der 19 Auflagen stemmen.

Über den Stand der Vorkehrungen gegen die PCB-Belastungen werden möglicherweise die Mitglieder des Umweltausschusses bald mehr erfahren. Sie können sich im April in Kray selbst ein Bild von der aktuellen Situation machen. Mit der Firma wurde ein Ortstermin vereinbart.

Die Politik ist schon lange mit der Situation in Kray unzufrieden. Den Anwohnern wird seit Jahren geraten, kein selbstgezüchtetes Gemüse zu verzehren, die Firma gilt aber erst seit kurzem eindeutig als PCB-Verursacher. Das ergaben Messungen des Landesamtes für Natur-, Umwelt- und Verbraucherschutz. Die Bezirksregierung hatte darauf als zuständige Überwachungsbehörde eine Verfügung gegen den Recyclingbetrieb erlassen. Danach müssen große Lagerflächen geräumt und gereinigt und der Schrott beim Schreddern bewässert werden.

Ein Problem: PCB-haltige Altgeräte können in der Regel zuvor nicht aussortiert werden, weil nicht sofort zu erkennen ist, ob ein Altgerät diese Gifte enthält – oder nicht. Deshalb geht es der Bezirksregierung darum, dass beim Schreddern möglichst wenig Staub aufgewirbelt, Transporte nicht in offenen Lastwagen erfolgen und die Staubfilter in geschlossenen Behältern aufbewahrt werden.

Polychlorierte Biphenyle dürfen seit 1990 nicht mehr freigesetzt werden. Bis aber alle PCB-haltigen Produkte – vom Motor bis zur Waschmaschine – entsorgt sind, werden noch Jahrzehnte vergehen.