Bredeney. Gespenstisches Haus in Essen-Bredeney: Das ehemalige Bildungszentrum des IT-Konzerns IBM an der Theodor-Althoff-Straße 1 steht seit über 20 Jahren leer. Wie es drinnen aussieht.
Gespenstisch still ist es. Und kalt. Der Wind pfeift durch die Ritzen und die Fensterhöhlen, die wie weit aufgerissene Mäuler wirken. Überall liegen Glasscherben auf dem Boden, dazwischen Bierflaschen, Metallgestänge, ein einsamer Stuhl, ein Schuh, Zivilisationsmüll. Wir befinden uns im Erdgeschoss des einstigen IBM-Schulungszentrums zwischen Theodor-Althoff- und Norbertstraße. Vor uns eine riesige Halle, die wie ein verlassenes Parkdeck wirkt.
Während am Hintereingang noch etwas Tageslicht durch die aufgebrochenen Fenster Einlass findet, wird es zunehmend dunkler und unheimlicher, je mehr man sich ins Innere wagt. Ganz am anderen Ende erkennt man schemenhaft zwei Rechtecke. Dort, wo sich einst die Aufzüge befanden. Ein Strang zerrissener Leitungen ragt aus der Wand, wo sich die Schaltleiste befand.
Asbest schreckte potenzielle Interessenten ab
Kaum zu glauben, dass hier mal zig Rechner und Schreibtische standen, dass dieser Ort jemals belebt gewesen ist. Das war in den 1970er Jahren, zu Anfang des Computerzeitalters. Ende 1993 verließ IBM den Standort.
Und danach? Passierte nichts. Für das geschwungene Bürogebäude aus braunem Waschbeton fand sich kein Nachmieter. Zu viel Asbest schreckte potenzielle Interessenten ab. Davon ist in den drei Geschossen nichts mehr zu sehen, sie wurden inzwischen bis auf den nackten Beton komplett entkernt. Dafür haben Graffitikünstler die Ruine als Spielfeld für sich entdeckt, was man unschwer an den großformatigen bunten Bildern und an den zahllosen leeren Spraydosen erkennen kann.
In der Betonruine von Bredeney
Messehof Bredeney war im Gespräch
„Wir hatten immer wieder Entwicklungskonzepte und Ideen für das Grundstück, aber bislang konnten wir nichts verwirklichen“, seufzt Stefan van Dick. Er ist Vertriebs- und Marketingleiter bei Wilma Immobilien, dem Eigentümer des einstigen Schulungszentrums. Ganz am Anfang, kurz nach dem Wegzug von IBM, war ein Messehof Bredeney im Gespräch, als Erweiterung zur Essener Messe. Die fand jedoch an anderer Stelle statt. Dann gab es Überlegungen, das Grundstück an das benachbarte Hotel Bredeney zu verkaufen, deren Macher dort einen Erweiterungsbau verwirklichen wollten. Auch das verlief im Sande.
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„Als es zwischenzeitlich hieß, dass die benachbarte Polizeischule abgerissen werden sollte, haben wir neue Hoffnung geschöpft, beide Grundstücke zusammen zu vermarkten“, so van Dick. Doch auch daraus wurde nichts, der Denkmalschutz, der die Schule als schützenswertes Gebäude einordnete, machte diesem Plan einen Strich durch die Rechnung. Zwischenzeitlich, so van Dick, gab es auch Interesse aus dem Einzelhandel. „Das scheiterte allerdings am veröffentlichten Einzelhandelskonzept der Stadt.“
Lage an der Norbertstraße sei schwierig
„Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dieses Gelände in naher Zukunft zu vermarkten, sind immer im konstruktiven Gespräch mit dem Eigentümer“, gibt sich Berthold Leise, Standortentwickler bei der Essener Wirtschaftsförderung (EWG) verhalten optimistisch. Um gleich darauf einzuschränken, dass die Lage an der Norbertstraße schwierig sei. „Es fehlt nicht nur die Anbindung an den ÖPNV, es fehlt die Infrastruktur, die für eine moderne Quartiersentwicklung wichtig ist.“ Kindergärten, Nahversorgung, Gastronomie – all das sucht man an der Theodor-Althoff-Straße vergebens. Bleibt als einziger Pluspunkt die unmittelbare Nähe zur A 52 und damit zum Flughafen und zur Landeshauptstadt.
Bis sich vielleicht doch noch ein Interessent findet, ist das Ratinger Immobilienunternehmen vor allem damit beschäftigt, das Gebäude immer wieder neu zu sichern, die Fenster zu vernageln, um ungebetenen Gästen den Zutritt zu verwehren. Dass das angesichts der stets erneut aufgebrochenen Türen eine Sisyphusarbeit ist, weiß auch van Dick, „doch mehr können wir nicht tun“.