Essen.. Bundespolizei meldet eine steigende Zahl von Betrugsfällen in Zügen und Bahnhöfen in den vergangenen Wochen und warnt vor „Spendensammlern“.

Die Bundespolizei ist alarmiert: Die Zahl der Betrugsfälle in Zügen und auf den Bahnsteigen in den großen Bahnhöfen sei in den vergangenen Wochen stark angestiegen, berichtet Volker Stall, Sprecher der Bundespolizeiinspektion in Dortmund. Im vergangenen Monat wurden der Bundespolizei besonders häufig „Klemmbrett-Betrüger“ in den Bahnen gemeldet.

Diese bedrängen Fahrgäste in den S-Bahnen und Zügen im Ruhrgebiet immer häufiger so lange, bis diese auf falschen Spendenlisten unterschreiben und ihnen Bargeld geben.

Ein aktueller Fall: Am Mittwoch, 18. Februar, nahmen Bundespolizisten gegen 12.45 Uhr am Essener Hauptbahnhof zwei Frauen (19 und 36 Jahre alt) fest, die in der S1 zwischen Bochum und Essen mit einer Spendenliste unterwegs gewesen waren. Die Frauen bedrängten Fahrgäste, schildert Stall den Vorfall aus der S-Bahn.

Sie hielten den Passagieren demnach Klemmbretter mit Spendenlisten vor, machten per Zeichensprache darauf aufmerksam und gaben vor, Geld für einen Landesverband für behinderte und gehörlose Kinder zu sammeln. Doch diesen Verband gibt es unter dem Namen, der auf der Spendenliste stand, gar nicht, erklärt Stall. Die Betrügerinnen hatten es ganz einfach auf das Bargeld der Reisenden abgesehen. Wenn sie Münzen erhielten, steckten sie das Geld gar nicht erst in eine falsche Spendenbox, sondern direkt in die eigenen Taschen.

Falsche Spendensammler bedrängten Elfjährige

Eine Schwerpunkt-Linie haben die Betrüger nicht, betroffen seien S-Bahn- und Regionalexpress-Verbindungen im gesamten Ruhrgebiet, so Stall. Die Täter treten oft in Gruppen von vier bis sechs Personen auf. Alle überführten Klemmbrett-Betrüger, so Stall, seien rumänische Staatsangehörige.

Für die bedrängten Fahrgäste sei die Situation meist sehr unangenehm: „Die Täter sind aufdringlich, energisch, fordernd und rücken den Passagieren nah. Manche Reisende sind zudem wegen der Zeichensprache verunsichert.“

In Dortmund wurde jüngst eine Elfjährige Opfer der Betrüger. Das Mädchen war zwischen Dortmund-Oespel und Hauptbahnhof mit der S1 unterwegs, als ein Mann sie bedrängte. Schließlich gab die Elfjährige nach, unterschrieb auf der Spendenliste, händigte aber kein Geld aus.

Spenden-Aktionen und Musik nur mit Erlaubnis der Bahn

Neben den Klemmbrettbetrügern fallen den Bundespolizisten auch immer wieder Musikanten in den Zügen auf. Erlaubt sind musikalischen Unterhaltung und Spenden-Aktionen in den Bahnen und auf den Bahnsteigen nur mit ausdrücklicher Erlaubnis der Deutschen Bahn, die das Hausrecht hat. Seriöse Organisationen würden zudem eher selten direkt in den Zügen nach Spenden fragen, so Stall.

Mit dieser Spendenliste waren zwei Betrügerinnen in der S1 zwischen Bochum und Essen unterwegs.
Mit dieser Spendenliste waren zwei Betrügerinnen in der S1 zwischen Bochum und Essen unterwegs. © Bundespolizei | Unbekannt

Gegen die beiden Frauen, die am Mittwoch erwischt wurden, ermittelt die Bundespolizei nun wegen Betrugs – und Beförderungserschleichung: Sie hatten keinen Fahrschein.

Die Bundespolizei hat am Donnerstag auch die „Unterschriftenliste“ veröffentlicht, mit der die beiden Frauen zwischen Bochum und Essen getrickst hatten. Ob die Einträge auf der Liste von Geschädigten stammen oder auch nur fingiert sind, ist noch unklar. Die Bundespolizei bittet Reisende, die Geld gespendet haben, sich unter der kostenlosen Telefonnummer 0800-6888000 zu melden.

Im Notfall Bundespolizei anrufen oder Notruf wählen

Generell rät die Bundespolizei Fahrgästen, die in eine solche Situation geraten, das Bahnpersonal anzusprechen. Wer sich bedrängt fühlt, sollte auch andere Reisende ansprechen und um Hilfe bitten. Auch kann es helfen, den Betrügern laut zu entgegnen: „Ich möchte das nicht.“

„Tragen Sie niemals ihren Namen, Adresse oder Kontodaten auf Listen an“, warnt Stall. Seriöse Spendensammler können eine Genehmigung der Bahn und einen Spendenausweis vorzeigen. Im Notfall kann man die Bundespolizei unter 0800 6888000 anrufen oder die Notruf-Nummer wählen.