Von solchen Zins-Konditionen können Essens Häuslebauer nur träumen: Die Stadt hat in den vergangenen Tagen einen Kredit über knapp 58 Millionen Euro aufgenommen – und zahlt dafür keinen einzigen Cent Zinsen. Wie das geht? Bei dem Darlehen handelt es sich um eine erste Tranche jener womöglich verlustreichen Kredite, die die Stadt einst in Schweizer Franken aufnahm, um Zinsen zu sparen.

Millionen-Verluste drohen, weil die Schweizerische Nationalbank den Mindestkurs von 1,20 Franken pro Euro Mitte Januar aufhob und seither Wechselkurs-Verluste voll durchschlagen. Zugleich aber hob sie den Negativzins für Giro-Einlagen auf 0,75 Prozent an. Wer also in der Alpenrepublik Geld „parkt“, muss dafür 0,75 Prozent Zinsen mitbringen. Dann doch lieber verleihen – und sei es für null Prozent an die Stadt Essen.

Hätte die Stadt die gleiche Summe in Euro aufgenommen, wäre nach NRZ-Informationen ein Zinssatz von etwa 0,25 bis 0,30 Prozent fällig gewesen. Man spart also etwa 12.000 bis 14.000 Euro pro Monat.

Allerdings können sich die Finanzexperten im Rathaus über den Null-Zins-Coup nicht lange freuen: Das auf 60 Millionen Schweizer Franken lautende Darlehen schloss man nämlich nur mit einer Laufzeit von zwei Monaten ab. Grund dafür: Wenn die Politik im März eine Grundsatz-Entscheidung treffen will, ob sie aus den Franken-Krediten endgültig aussteigt, soll dem nichts mehr im Wege stehen. Insgesamt hat die Stadt Kredite über 450 Millionen Schweizer Franken aufgenommen, deren letzte Tranche im Herbst fällig wird. Ende des Jahres steht womöglich eine riesige Wertkorrektur an, weil der Franken an Stärke gewonnen hat. Gestern stand der Wechselkurs bei 1,0598. Bliebe es bis Silvester dabei, läge der Verlust bei rund 50 Millionen Euro.