Steele. .

Die Krimireihe „Tatort“ gehört zu den echten Dauerbrennern im deutschen Fernsehen. Seit 1970 gehen Kriminalisten aus ganz Deutschland regelmäßig auf Verbrecherjagd, auch in Essen wurde schon häufiger ermittelt. Hansjörg Felmy in seiner Rolle des eher introvertierten Kommissars Heinz Haferkamp erspielte sich dabei einen gewissen Kultstatus. Was viele seiner Fans nicht wissen: Nur ein einziges Mal während seiner insgesamt 20 Serieneinsätze war Haferkamp auch in Steele unterwegs, um in „Das Mädchen von gegenüber“ den Mord an Bärbel aufzuklären.

Die tragische Geschichte von Bärbel, gespielt von der Essenerin Holle Hörnig, beginnt im Herzen Steeles – auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz, der Mitte der 1970er Jahre noch gänzlich anders aussah als heute. „Früher war dort der Marktplatz, wo auch der Jahrmarkt abgehalten wurde“, erklärt Arnd Hepprich vom Steeler Archiv. „Erst später wurde an der Stelle das Center-Carree errichtet, wo es heute noch zu finden ist.“ Zudem recht gut zu erkennen im Film: das Globus-Center und auch Steeles Kirchtürme.

Bärbel wohnt mit ihren Eltern in Horst an der Wegmannstraße in Grenzlage zum Stadtgebiet Eiberg. Auch Kalle (Gerhard Theisen), ein Mitschüler, der sich unglücklich in Bärbel verliebt hat, lebt in der Nachbarschaft, dem parallel verlaufenden Freisenbrucher Kleverkämpchen. Im Film ist deutlich die alte Eiberger Schule zu sehen, die heute längst nicht mehr an der Wegmannstraße steht.

An jenem ereignisreichen Abend sucht Kalle auf der Kirmes in Steele den Kontakt mit Bärbel, bietet ihr an, sie auf seinem Fahrrad nach Hause zu fahren. Doch das frühreife Mädchen lässt den 15-Jährigen abblitzen. Dennoch folgt ihr Kalle später zu einem verlassenen Bahnhof. Offensichtlich hat Bärbel sich dort mit einem Mann verabredet. In der Dunkelheit macht Kalle sich an Bärbel heran, versucht, sie zu küssen – da taucht plötzlich der ältere „Nebenbuhler“ auf. Kalle gerät in Panik, er ringt mit dem Mädchen, sie fällt unglücklich, Kalle flieht entsetzt. Der Mann findet Bärbel tot auf und die Tragödie nimmt ihren Lauf. Kommissar Heinz Haferkamp ermittelt.

Katernberg, Stadtwald

Gedreht wurde der Film unter Regie von Hajo Gies im April und Mai des Jahres 1977 nicht nur in Essen, sondern auch in den Bavaria Ateliers. Dass ausgerechnet an der Wegmannstraße in Horst ein VW-Bulli mit Münchner Kennzeichen steht, dürfte ein Hinweis darauf sein – vielleicht aber auch nur ein kleiner Fauxpas der Requisite. Das Drehbuch von Martin Gies nutzt in der Ruhrmetropole auch immer wieder Handlungsorte in anderen Stadtteilen. So befindet sich der Ort des Verbrechens beispielsweise im ehemaligen Empfangsgebäude des Katernberger Bahnhofs. Zudem entstanden Aufnahmen an den Gleisen der S 6 in Stadtwald.

Wer bislang noch keine Gelegenheit hatte, den spannenden Film zu sehen, darf sich dennoch Hoffnung darauf machen, den Haferkamp-Krimi aus Steele noch einmal zu Gesicht zu bekommen: Die Produktion wurde seit ihrer Erstausstrahlung am 4. Dezember 1977 bislang neunmal wiederholt. Zuletzt am 31. März 2010 im WDR.