Die Essener Innenstadt, deren angrenzende Viertel sowie Großteile des Westens und Teile des Essener Südens leiden regelmäßig unter der größten Hitze im Sommer. Das weisen Langzeitstudien zum Essener Stadtklima nach.

Mit dem 250-seitigen Buch „Das Klima von Essen“, das jetzt im Westarp-Verlag erschienen ist, beendet Wilhelm Kuttler (65), Professor für „Angewandte Klimatologie“ an der Uni Duisburg-Essen, seine Jahrzehnte andauernden Messungen im Stadtgebiet. Mehr als 30 Stationen registrierten Sonnenschein, Niederschläge und Luftverschmutzung. Kuttler geht Ende des Monats in Pension, der Lehrstuhl wird aufgegeben. „Einige Stationen“, sagt Kuttler, „sind bereits abgebaut.“

Erste Wettermessungen in Essen gab es 1897. Kuttler belegt jetzt eindeutig: Der Klimawandel findet statt, auch hier. „In den letzten 80 Jahren ist die Durchschnitts-Temperatur in Essen um rund ein Grad gestiegen.“ Die Zahl heißer Tage pro Jahr mit Spitzenwerten ab 30 Grad nahm zu – zwischen 1961 und 1990 waren es im Schnitt dreieinhalb Tage pro Jahr, zwischen 1981 und 2010 schon 5,3. Dagegen nahm in den letzten Jahrzehnten die Zahl der Frost- und Eistage um knapp ein Viertel ab.

Die wärmsten Zonen im Stadtgebiet liegen in der Innenstadt sowie in weiten Teilen von Holsterhausen, Altenessen und Frohnhausen. Das liegt an der so genannten „Versiegelung“ des Bodens: Dort, wo Stein und Asphalt die Hitze zurückstrahlen und speichern, kühlt es sich auch nachts kaum ab. Holsterhausen ist Essens Stadtteil mit dem höchsten „Versiegelungsgrad“, am wenigsten versiegelt ist der Boden von Fischlaken. Das Südostviertel am Wasserturm Steeler Berg ist der Stadtteil mit den meisten Einwohnern pro Fläche (117 Bürger pro Hektar), am wenigsten dicht besiedelt ist ebenfalls Fischlaken (fünf Einwohner pro Hektar).

Doch es gibt auch südliche Stadtteile, die sich im Sommer stark erwärmen. Teile von Rüttenscheid und Bredeney zählen dazu, am stärksten Heidhausen: „Das liegt an der Höhenlage“, erklärt Kuttler. „Diese Quartiere werden stärker und intensiver von der Sonne beschienen.“ Relativ kühl bleibt es entsprechend dort, wo Senken sind – entlang der Ruhr oder am Deilbach, aber auch Teile von Gerschede haben relativ niedrige Lufttemperaturwerte.

Alles in allem, stellt Kuttler fest, bleibt Essen eine relativ kühle Großstadt im Ruhrgebiet. „54,7 Prozent der Stadtgebietsfläche sind nicht versiegelt, sondern sind Wald, Wiese, Feld oder Wasser. Das ist viel.“ Vergleichbare Städte wie Dortmund oder Düsseldorf seien wesentlich wärmer. Das gelte auch für umliegende Städte wie Oberhausen, Bochum, Duisburg oder Gelsenkirchen.