Essen. Es lässt hoffen, dass auch Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß ein mobiles WC vor dem Handelshof für keine gute Idee findet. Ein Kommentar.

Es gibt anscheinend doch noch Verantwortliche in dieser Stadt, die es nicht für eine rasend gute Idee halten, mal eben ein mobiles Klo vor den Handelshof zu knallen. Bravo und danke, Herr Oberbürgermeister! Dass eine derartige Stil-Verirrung überhaupt ernsthaft diskutiert wird, lässt allerdings tief blicken.

Keine Ratsfraktion hat sich hier mit Ruhm bekleckert. Den Vogel abgeschossen hat in dieser Hinsicht aber SPD-Ratsherr Jens Gröne: „Uns ist es im Prinzip egal, die Hauptsache ist, dass sich in der Sache schnell etwas tut“, ließ sich der Kommunalpolitiker vor einigen Wochen zum Thema Toiletten-Standort für die Trinkerszene zitieren und gab weiter an, damit formuliere er „die pragmatische Haltung“ der gesamten SPD-Ratsfraktion.

"An vielen Stellen ziemlich hässlich"

Nun, diese Haltung dokumentiert weniger Pragmatismus, als vielmehr eine Gleichgültigkeit bezüglich des Stadtraums, die atemberaubend ist und die man selbst in den ästhetisch eher unterbelichteten Ruhrgebietsstädten überwunden glaubte. Wer solch einen Politiker-Satz liest, begreift plötzlich, warum Essen leider immer noch an vielen Stellen ziemlich hässlich ist und warum bei uns gerade die Liebe zum gestalterischen Detail zu oft untergeht. Ein Thema wie Schönheit der Stadt interessiert viele Entscheidungsträger einfach nicht oder rangiert für sie bestenfalls unter ferner liefen.

Statt das durchaus ansehnliche Entrée der Innenstadt am Willy-Brandt-Platz zu verschandeln, stellt sich eine ganz andere Frage: Warum überlässt Essen diesen zentralen Stadtplatz einer Minderheit für ihren raumgreifenden Lebensstil und zementiert dies noch mit offiziellen Pinkel-Gelegenheiten? Viele Besucher erhalten genau an dieser Stelle einen ersten Eindruck von Essen.

Es ehrt den OB und zuvor bereits Planungsdezernent Hans-Jürgen Best, dass sie offenbar der Meinung sind, dieser erste Eindruck sollte nicht sein: Achtung, Sie betreten die Hauptstadt der Dixi-Klos.